Zwar dreht sich das Kalte-Kriegs-Karussell dieser John le Carré-Verfilmung langsam, dafür gibt es kluge Dialoge. Der Klassiker aus 1965 thrillt schleichend, aber nachhaltig.
John le Carré wird gerne als einer der Heroen der Kriminalliteratur inszeniert – und als ein Ex-Spion, der beim Secret Service seiner Majestät im Kalten Krieg gedient hat und später zum weltbekannten Romanschreiber avanciert ist. Auf seiner zur Zitation angebotenen O-Ton-Pinnwand schreibt er: »I was nothing of the kind. I am a writer who, when I was very young, spent a few ineffectual but extremely formative years in British Intelligence.« Es wäre wohl zu schön gewesen, so schwarz und weiß und schlüssig. Egal, der Film basiert auf Le Carrés gleichnamigem dritten Roman, kam 1965 in die Kinos, und wurde von der Academy für zwei Oscars nominiert (u.a. Richard Burton als bester Hauptdarsteller). Martin Ritt inszeniert ein perfides Ränkespiel der Geheimdienste, im Verschwörungskarussell sitzt unter anderem Richard Burton als ehemaliger britischer Agent Leamas, der bald selbst nicht mehr weiß, von wem er gerade für seine Zwecke missbraucht wird. Sein sozialer Abstieg ist inszeniert, Leamas endet als Alkoholiker zuerst im Knast dann in der Gosse, an der Seite einer britischen Commie-Braut. Der Köder für die Ost-Geheimdienste ist gelegt. Martin Ritts Film windet sich grau, schwer und träge durch die Wirren der Post-Weltkriegs-Spitzeleien, lebt aber von ansprechend präzise gespielten Figuren. Aus einem Agententhriller-Verständnis der Nullerjahre betrachtet sind die Dialoge hier sehr, sehr klug und der Plot ist sehr, sehr verwirrend. Neben Richard Burton spielt der junge Oskar Werner als Jude Fiedler einen Ost-Geheimdienstler, der seinen Chef als vermeintlichen Maulwurf der Briten ausheben will. In dem Gestrüpp an Spionen, Doppelspionen, und Doppel-Doppelspionen ist aber schnell nicht mehr klar, wer hier eigentlich wen anmalt.
Im Gegensatz zur Bond’schen Schwarzweißmalerei dürfen hier auch die Guten ein wenig böse und die Bösen ein wenig gut sein. Diese etwas differenziertere Sichtweise mag eher der Sachlage entsprechen, als so mancher Bond-Film durch seine Oberflächlichkeit zu persiflieren versucht.