Der Tod ist ein Postmann mit Hut

Ein unbeschriebenes, 80 Gramm schweres weißes Blatt Papier. Das ist der Inhalt des anonymen Einschreibens, das Julio Rampf jeden ersten Mittwoch im Monat erhält.

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Julios trostloses Musiker-Dasein hat ein bisschen was von Heinz Strunk in »Fleisch ist mein Gemüse«, denn er lebt davon – oder besser – damit, Klassiker der Unterhaltungsmusik für chinesische Schnellimbisse zu bearbeiten. »Chop-Suey-Classics. Smells like teen spirit. Mit Geschmacksverstärker.« Auf der Suche nach möglichen Absendern durchpflügt er seine Vergangenheit, bis er die Bekanntschaft mit einem pensionierten Chefinspektor macht. Der kauzige alte Grantler gibt ihm schließlich auch einen Hinweis, dass die Schreiben Aufforderungen sein könnten, etwas mit seinem Leben anzufangen. Das leere Blatt symbolisiert die Leerstellen im Leben mit dem Appell, es zu füllen. Die Einsamkeit durch urbanes Außenseitertum und das Leben als eher verrinnende denn gestaltete Zeit beschreibt von Arndt ohne Wehmutsgewinsel. »Die Tage hängen tropfnass an einer Wäscheleine und die Berge starren zurück, in ihrem undurchdringlichen Schmutzigblau.« So die Stimmung am Anfang. Gegen Ende ist sie verschwunden und die leisesten Geräusche eines lauwarmen Alltags wurden durch den Autor unendlich behutsam und berührend laut gemacht. Er verfasste eine wunderbar tragikomische Verliererballade ohne belehrende Soziologengedanken und erhielt dafür den Thaddäus Troll-Preis 2010.

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