Dettmann

Purismus

Der Berghain-Resident und Chefeinkäufer des Plattenladens Hardwax, Marcel Dettmann, offenbart auf seinem ersten Album Techno ohne Schnörksel oder Pomp.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Wer schon mal in der Schlange vor dem Berghain stand und dann auch noch das Glück hatte im wichtigsten Technotempel Europas Einlass zu finden, kann davon berichten, was einen dort erwartet. Diese Halle ist Wochenende für Wochenende Zufluchtsort von Pilgern aus allen Himmelsrichtungen um der Bassdrum zu huldigen. Einer der Resident-DJs dort ist Marcel Dettmann. Zu seinem Ruf gelang er berechtigter Weise auch, weil er für die Vorselektion und den Einkauf im Hardwax, /dem/ Plattenladen in Berlin, zuständig ist, in dem man das bekommt, wofür der Laden steht: Techno. Nach einigen Releases auf dem Berghain zugehörigen Label Ostgut-Ton, als auch auf seinem eigenen Label MDR (Marcel Dettmann Records), sowie Remixes für unter anderem Scuba, Loco Dice und Moderat, erscheint nun sein erstes Album mit dem zunächst eher prätentiösen Titel “Dettmann“. Nun gut. Wer weiß, wer dieser Herr ist und wofür der Name steht, weiß auch, bekommt genau das, was er erwartet.

Die zwölf Stücke sind durchwegs geprägt von einer gewissen Tiefe, die einen wie ein dunkler Sog hineinzieht, der sich aber nicht bedrohlich, sondern viel mehr majestätisch anfühlt. Es ist der Anspruch den Dettmann sich in seinen Sets, bei der Auswahl der Platten im Hardwax und eben in seiner Musik setzt. Momente zu erzeugen, in dem nichts zu viel oder zu wenig ist oder beliebig klingt. Tiefe Bassläufe, gerade Bassdrums, Repetivität die nur leicht variiert wird, mit der richtigen Portion Reverb, damit die Weite des Raumes zur vollen Geltung kommt; in jener Berghain-Halle eben, in der diese Musik und Dettmann seine Heimat hat. Hier darf fast von einer zeitlosen Ästhetik gesprochen werden, denn das Album nimmt sich nicht irgendwelcher kurz hochgekochter Trends oder modischer Tendenzen an, sondern spiegelt vielmehr ein Destillat der Dettmann’schen Idee von Techno wieder: Futuristisch, anarchisch und kompromisslos zugleich. Weniger unüberraschend hören sich sowohl die ambientös-anmutigen Flächen, als auch die bloß angehauchten Dub-Element an. Beide Grundbausteine finden dann aber auf “Dettmann“ lediglich ihren berechtigten Bestimmungsort. Techno-Purismus eben.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...