Dettmann II

Der von Marcel Dettmann gewählte Spielraum ist begrenzt, doch er schafft es, seinen puristischen Techno ideen- und facettenreich zu präsentieren.

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Den Auslöser und schließlich auch Ausgangspunkt für dieses Album bildete das Stück „Aim“, welches in einer Session mit Wegbegleiter und Freund René Pawlowitz alias Shed entstanden ist. Auf dem Album nimmt besagtes Stück die Schlussposition ein – zurecht, wie man am Ende merken wird. Neben seinem Debütalbum lenkte er auch durch die „Conducted“-Mix CD auf dem belgischen Label Music Man viel Aufmerksamkeit abseits der Club- und Festivalszene auf sich. Der Masse-Release, der sein Ziel etwas verfehlt hat, sei hier außer Acht gelassen.

Nach dem psychedelischen Empfang von „Airse“, kommt das Album mit dem zweiten Track, „Throb“, so richtig in die Gänge. Wer das erste Album „Dettmann“ kennt, wird einige Muster wieder erkennen und mit Sicherheit auch seine harte Klangsprache. Dettmann ist in erster Linien ein Purist, ist ein Handwerker. Neben dem wenig beeindruckenden Cover betitelt er ein neues Album schlicht „Dettmann II“, es soll so wenig wie möglich von der Musik ablenken. Auch ist er im Stande, mittels simplen Methoden ein sehr komplexes Klangbild zu schaffen, welches er auf kürzestem Wege mit seinen steinharten Beats verbindet.

Wie schon früher variiert er seinen Sound immer nur so weit, um sich nicht zu wiederholen. Dies geschieht in einem klar abgesteckten Feld und passiert innerhalb von wenigen Minuten. So besitzt „Lightworks“ zwar einen starken Drive, ist aber im Vergleich zu „Soar“ leicht, ja sogar soft. Letztgenannter Track bietet Typisches, eine harte 4/4-Bassdrum, ein wenig Sound-Flirren rundherum – mehr benötigt man im luftleeren Raum, in den Dettmann den Hörer katapultiert, nicht.

Doch so gefestigt, eindeutig und zu Ende gedacht sein Sound anfangs scheint, ist er dann doch nicht (immer). Auch überraschen kann der Berliner immer noch mit Leichtigkeit, z.B. steuert die düstere Bass-Prinzessin Emika auf „Seduction“ das Soundgefährt in hallende Sphären. Und im anschließenden „Radar“ erzeugt Dettmann mit einem wohligen Wummern eine Wärme, wie es für den meist kühlen und dunklen Dettmann-Sound äußerst ungewöhnlich ist. Trotzdem geschieht das alles mit einer Selbstverständlichkeit und er schafft es einmal mehr, in seinem nicht zu großen Spektrum eine weitere Facette zu zeigen. Am Ende der 50-minütigen Reise wird vor allem ersichtlich, wie unglaublich präzise und detailreich Dettmann’s Sound ist. Zum Abschluss fügt das eingangs erwähnte „Aim“ all diese Komponenten – Monotonie, Purismus, Härte, Idealismus – nochmals zusammen und zeigt ein beinahe vollständiges Bild von Marcel Dettmann.

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