Die Elite der Nächstenliebe

Kritische Popmusik schafft sich selbst ab. Goodbye, Kommanda.

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Über 10 Jahre machten der Bayer Florian Zwietnig und der Österreicher Gerald Mandl zusammen Musik. Musik mit Gitarre und Bass. Musik mit eingängigen Einzeilern über Gesellschaft, Kultur und auch ihren größten Eckpfeiler, das Partymachen. Die beiden ersten Alben „Die ganze Kraft einer Kultur“ sowie „Näher am Menschen“ sind mit ihren messerscharfen Zitaten Zeitzeugen vergangener Tage, die darin verpackte Dringlichkeit wird wohl nie wieder jemand in dieser Intensität erreichen. Radical-Pop sozusagen, das System mit den eigenen Waffen schlagen. Die Allgemeingültigkeit einiger Aussagen der zwei ersten Alben, dem Zenit ihres Schaffens, war streckenweise erschreckend.

Nachdem das dritte Album sowohl Käufer und Kritiker nicht recht überzeugen konnte, wird nun mit dem vierten und letzten Album ein Schlussstrich gezogen, und dieser wird leider der ehemals so wichtigen Mediengruppe in keinen Belangen gerecht.

Die mühseligen Synthy-Hooks, das belanglose vocodern der Stimmen und die streckenweise sehr fragwürdigen, weil schlicht und ergreifend zu universal gehaltenen Texte, all das macht „Die Elite der Nächstenliebe“ zu einer Massenkarambolage. Das ständige Geplärre der Zwei zieht sich mühsam dahin, natürlich gab es auch schon früher die Mitgröhlbretter, jedoch immer mit genügend Charme um zu überzeugen.

Eine halbe Stunde zieht und windet sich „Die Elite der Nächstenliebe“, langweilig und phasenweise fast nervend dümpeln die 9 Tracks vor sich hin. Das ehemalige Flagschiff des gesellschaftskritischen, deutschen Elektropop geht mit seinem Abschiedsalbum unter, doch die Flotte führt ohnehin schon die Audiolith-Truppe rund um Frittenbude und Egotronic an. Ein Abschied, der unwürdiger nicht sein könnte.

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