Für seine Kurzgeschichten „Die Nacht, die Lichter“ hat sich Clemens Meyer den diesjährigen Literaturpreis der Leipziger Buchmesse geangelt. Geht total in Ordnung, denn in nahezu erdrückender Präzession nähert er sich dem Leben, auf das bekanntlich hinter jeder Ecke sein Schicksal lauert. Ist es ein Rotterdamer Boxer, der sich durch zweitklassige Kämpfe schlägt, ein Arbeitsloser der […]
Für seine Kurzgeschichten „Die Nacht, die Lichter“ hat sich Clemens Meyer den diesjährigen Literaturpreis der Leipziger Buchmesse geangelt. Geht total in Ordnung, denn in nahezu erdrückender Präzession nähert er sich dem Leben, auf das bekanntlich hinter jeder Ecke sein Schicksal lauert.
Ist es ein Rotterdamer Boxer, der sich durch zweitklassige Kämpfe schlägt, ein Arbeitsloser der für die Operation seines Hundes sein letztes Geld bei Pferdewetten riskiert, ein Lehrer der sich in eine Schülerin verknallt – Clemens Mayer schreibt den Außenseitern, den Geächteten, den Verlierern eine Hymne auf den Leib. Er verdichtet die Momentaufnahmen so stark, dass eine Art Leuchten entsteht. Mayer hat keine Angst seinen Menschen in die Augen zu schauen. Hier kommt wahrscheinlich die Lebenserfahrung des Autors ins Spiel. Nach seinem Abitur in Halle ging es nicht gleich auf die Uni, sondern als Bauhelfer, Möbelträger und Wachmann wurde zuerst mal gehackelt. Klar, das wurde schon bei seinem Debüt „Als wir träumten“ medial ausgelutscht. Und trotzdem: Für eine Zeit lang einer von denen zu sein, die es nicht geschafft haben, einen Knick haben, oder ganz einfach ihre Chancen nicht genutzt haben, scheint nach wie vor ein Elixier für Storys voller Leben zu sein. Stilistisch ist der Kerl groß in Form. Seine Stories sind wie ein geheimnisvolles Gebirge, das man in der Dunkelheit besteigt und erst bei Sonnenaufgang im vollen Umfang erkennt.