Disc-Overy

»Disc-Overy« will zu viel auf einmal. Mit Staraufgebot und der gesamten Palette britischer Klubkultur ist Tinie Tempah erfolgreich, aber ungreifbar.

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In London wächst gerade eine neue Generation Musiker heran, die mit Grime groß geworden ist, aber die mythischen Jahre von Garage nicht mehr selbst in den Clubs erlebt hat. Die Bezugspunkte haben sich verschoben: Dizzee Rascal hat diese Entwicklung selbst vorgezeichnet. Wurde Anfang der Nuller Jahre noch Zeit in asymmetrische Teile zerhäckselt, ist Grime mit Dizzees Album „Tongue N Cheek“ nur mehr eine blasse Erinnerung. Die Artists, die die Eckdaten der britischen Clubkultur durcheinanderwirbeln, heißen Theophilus London, Afrikan Boy oder eben Tinie Tempah. Für den gerade einmal 21-Jährigen Briten Tinie Tempah ist ganz offenbar der große Erfolg eingeplant. Der Hauch von Hitparade bläst mit Gästen wie Kelly Rowland und Ellie Goulding oder richtig teuren Produzenten schon vom ersten Sound-Byte an heftig entgegen (und hat sich kurz vor Redaktionsschluss auch mit einer Nummer Eins im UK bestätigt). Die äußert sich in verstotterten HipHop Beats, metallischen Claps, leicht aufgebrochenem Großraum-Techno, Stop and Go Dynamik, 8-Bit-Synths, Autotune und überhaupt sehr viel Science-Fiction. Immer wieder funken Drum’n’Bass-Attacken dazwischen, Tranceflächen mit Haudrauf-Refrains wechseln sich mit gefühligen Vocals. Was „Disc-Overy“ bei allem Einfallsreichtum und technischer Finesse aber fehlt, ist die Vision. Tinie Tempah will es knallen zu lassen, egal wie. Trotz einigen knackigen Tracks, gibt es für ein überzeugendes Debüt zu viel Durchhänger und Ausreißer.

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