Unser Zero-Inch Album des Monats – Mit sechs Jahren Schlagzeug, fünf Jahre später Computer und Samples, mit 16 der erste Release und mit gerade einmal knapp über 20 Jahren eine eigene DJ-Kicks: Motor City Drum Ensemble.
In den letzten Jahren wurde der Begriff „Wunderkind“ eindeutig überstrapaziert. Nun gibt es sie aber doch, die übertalentierten Schlaumeier, die sich eigentlich noch die Welt und die Kunst von ein paar alten Haasen erklären lassen müssten, aber so unverfroren sind eine ganz eigene musikalische Sprache zu entwickeln. Danilo Plessow ist, sagen wir einfach mal noch nicht Wunderkind dazu, einer von ihnen.
Früh begann der Stuttgarter Danilo Plessow mit dem Schlagzeugspielen, widmete sich wenig später dem digitalen Produzieren um kurzer Hand das beste aus beiden Welten zu kombinieren. Mit seinen Releases als Motor City Drum Ensemble auf Labels wie 20:20 Vision, Rush Hour und seiner Raw Cuts Serie schaffte er es sich in die Herzen diverser Deep House-DJ-Götter zu graben. Mit viel Gefühl und Soul setzte Danilo weiters Maßstäbe für Remixe wie Caribou, Jazzanova oder DJ Sprikles.
Nachdem Motor City Drum Ensemble aber nicht nur ein begnadeter Produzent ist, sondern ebenso ein Händchen für exzellente Mixe hat – was seine unzähligen Auftritte in Tempeln wie Berghain, Rex, Fabric London oder der Pratersauna zeigen -, lud ihn das Hamburger Label K7 zu sich um einen Mix für ihre DJ-Kicks Serie zu zaubern. Mit 22 Tracks führt Danilo die Hörer sanft verjazzt ein um über diverse Heroen der elektronischen Musikgeschichte hinweg ein überaus stimmiges Gerüst zu bauen, das auch die Kritik mitwippen lässt. Eröffnet wird mit Sun Ra’s “Door To The Cosmos“ – eine fast schon unangreifbare Wahl – die im Titel einiges vorwegnimmt. Und tatsächlich auf eine galaktische Reise mitnimmt, die von Rhythm & Sound, Tony Allen, Mr. Fingers, Rick Howard bis hin zu Fred P. aka Black Jazz Consortium die erste Hälfte des Mixes prägt. Die Parts greifen mühelos ineinander und ergänzen sich ohne dabei – Mixingfalle Nummer Siebzehn – den Anschein einer Endlosrille mit nur leichten Groove-Variationen zu erwecken. Nicht weniger spannend gestaltet sich die restliche halbe Stunde auf der Robert Hood, Aphex Twin, Recloose (im Isolée Remix) und der eigens für DJ Kicks produzierte Track “L.O.V.E“ den Ton angeben. Entlassen wird der Hörer in einem verjazzten Finale mit Stücken von Timo Lassy und James Mason, die einem das leichte Gefühl geben Teil einer Gilles Peterson “Worldwide Show“ gewesen zu sein.
Alles in allem eine mehr als wunderbare Zusammenstellung sowohl musikalisch wie auch aus handwerklicher Sicht. Hier hat jemand offenbar die Geschichte elektronischer Musik, ja überhautp von durch Beats strukturierter Zeit, studiert und aufgesogen. Diese DJ Kicks ist eine Visitenkarte, eine Demonstration, eine Odyssee von Stuttgart nach Detroit und retour. Brumm Brumm.