Dredd

In den postapokalyptischen USA sorgt ein faschistisches Justizministerium mit seinen Judges für alttestamentarische Rache an wirklich bösen Buben und Mädchen. Fast ironiefreie Verfilmung eines hier unbekannten Comics aus den 70er Jahren.

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Eigentlich denkt man sich, dass die 70er Jahre – bis auf Vietnam – eher friedliche, ja heitere Jahre waren. »Dredd«, eine Comicserie aus jener Zeit, lehrt was anderes: Düster, apokalyptisch geht es da zu in den USA, speziell in Mega City One. 800 Millionen Bürger gibt es hier, die zusammengepfercht in Slum-Siedlungen dahinleben. Mittendrin erheben sich ganz unglaublich wirkende Wohntürme für mehrere zehntausend Personen. Ziviles Leben, bürgerliches Rechtsverständnis: Nach dem großen Desaster ist nichts mehr davon übrig. Warlords und Drogenbanden beherrschen den kümmerlichen Rest an »Normalität«. Einzig das Justizministerium protzt nicht nur mit einem ähnlich gewaltigen Hochhaus, es ist auch die einzige Institution, die mittels ihrer Spezialkräfte für (Schnell-)Justiz sorgt. Es kommt, wie es eben kommt: Judge Dredd (Karl Urban), ein moralischer Wiedergänger des »Dirty Harry«-Polizisten, nur in futuristischer Helm-Leder-Kluft, gerät mit seiner weiblichen Rekrutin (Olivia Thirlby) in eine schier unlösbare Situation: Eingeschlossen in solch einem Megaturm wird er von Ma-Ma (Lena Headey), einer kaltblütigen Superkriminellen, gejagt. »Dredd« funktioniert völlig ironiefrei, einzig die untere Gesichtspartie des ansonsten behelmten Judge erinnert dermaßen an Silvester Stallones Mundspiel, dass man eine Prise Witz darin finden mag. Stockwerk um Stockwerk geht es hinauf ins Drogen-Rattennest, Judge Dredds juristische Belehrungen enden durchwegs mit vollzogenem Todesurteil, teils in ästhetisch wirklich verblüffender Slow-Motion-Technik. Angesichts der Fülle an verfilmten Comic-Figuren, die doch mehr oder weniger kinder- und jugendtauglich sind, gibt sich Judge Dredd brüsk zurückweisend. Alles kein Spaß, hop oder drop – der übliche Superheldenhimmel gibt sich pikiert und hofft wohl, dass dieser Borderliner von Judge nicht auf die Idee kommt, auch den Himmel zu »belehren«.

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