Wieviele Singer / Songwriter braucht die Welt? Zumal es bei den meisten Songtexten dieses Planeten ohnehin besser ist, wenn man sie nicht versteht. Sieht man von einer Handvoll MeisterInnen ab, so sind auch Livedarbietungen der Sorte eine Gitarre, eine Stimme und eventuell noch ein künstlerische Sensibilität signalisierendes Instrument – Oh wehrlose Violine! Oh schutzloses Cello! […]
Wieviele Singer / Songwriter braucht die Welt? Zumal es bei den meisten Songtexten dieses Planeten ohnehin besser ist, wenn man sie nicht versteht. Sieht man von einer Handvoll MeisterInnen ab, so sind auch Livedarbietungen der Sorte eine Gitarre, eine Stimme und eventuell noch ein künstlerische Sensibilität signalisierendes Instrument – Oh wehrlose Violine! Oh schutzloses Cello! – eher öd. Ganz übel: die begleitende feinfühlige Aufmerksamkeit des werten Publikums, das, des Englischen weitgehend nicht mächtig, noch in jeder emotionalen Banalität eine große Erkenntnis vermutet. So weit zum Prinzipiellen.
Eric Bachmann hat unter dem Pseudonym Crooked Fingers im Jahr 2005 mit „Dignity and Shame“ ein kleines Meisterwerk veröffentlicht. Dass er mit dem vorliegenden Solodebüt auf Saddle Creek, in unmittelbarer Nachbarschaft von Conor Oberst zu liegen kommt, einem der wenigen Songwriter der letzten zehn Jahre, die man wirklich kennen sollte, spricht für ihn.
Ohne genau sagen zu können, warum, spinnen mich die zehn Songs von „To the Races“ ein, überwinden meine Skepsis gegenüber ihrem Genre, funktioniert hier das Sparsame, Schlichte (Gitarre, Stimmen, Mundharmonika, Violine), ohne einen konturlosen Jammerteppich in Moll zu weben. Bachmann klingt so, als hätte er was zu erzählen, etwas zu singen, das sich zu singen lohnt. Er tut das mit einer selbstverständlichen Beiläufigkeit, die neugierig macht, die reinzieht. Eben doch: sehr schön.