Es gibt kan Gott

Leckts mi aum Oasch
Der durch und durch politische und kritische Singer/Songwriter überrascht nach Jahren der Abwesenheit mit einem neuen, guten und gelungenem Album.

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1976 debütierte Sigi Maron mit seiner Langspielplatte »Schön is das Lebn«. Bis 1996 veröffentlichte er elf Alben, dann wurde es krankheitsbedingt, unterbrochen von sporadischen Liveauftritten und einer 2009 aufgenommenen Live-CD, relativ still um den aktionistischen und sozialkritischen Liedermacher. Der Gewerkschafter und zweimalige KPÖ Landtagskandidat mit anarchistischen Tendenzen beschäftigt sich Zeit seines Lebens mit den Ungerechtigkeiten dieser Welt. Sein Protest in Wort, Klang und Tat richtete und richtet sich gegen Faschismus und Neoliberalismus, gegen prekäre Arbeitsverhältnisse oder unzumutbare Hürden für behinderte Menschen im täglichen Leben. Er war in die Arena-Besetzung, die Bewegungen gegen Zwentendorf, Hainburg und die Abfangjäger involviert. Und er protestierte gegen das Verschweigen kritischer heimischer Liedermacher auf Ö3, indem er vor das Funkhaus pinkelte. Das brachte ihm eine Nacht in Gugging ein. Maron stand auch unter Beobachtung der Stapo.

Heuer begann des Label Monkey mit einer Serie von Compilations und Wiederveröffentlichungen, die sich dem österreichischen (Underground-) Pop und Rock widmet. Der Start erfolgte mit Minisex, nun folgt Sigi Maron mit der Doppel-CD »Es gibt kan Gott«, deren gleichnamige erste CD ein völlig neues Album des Liedermachers ist. Der zweite Teil »Lieder 1976-1996« ist eine Art »Best Of« Maron. Musikalisch überraschen er und seine Begleitband auf den neuen Songs mit dezentem Ska und Reggae. Dem Dialekt und der mitunter deftigen Wortwahl bleibt Maron treu, inhaltlich geht es in gewohnt politischer, sozial- und gesellschaftskritischer Manier weiter: Berührend besingt er die vielen Todesopfer auf Migration in ein fremdenfeindliches Europa. Berechtigt stellt er die Frage, wohin das Geld während der Finanzkrise verschwunden ist. Zynisch thematisiert er das Älterwerden. Treffsicher prangert er die Problematik rund um den Glücksspielkonzern Novomatic an. Gewitzt verarscht er hirntote Karawankenzombies, die sich volltrunken mit ihrem Auto ins Jenseits befördern. CD 2 umfasst Klassiker wie »Geh no net furt«, »Mizzitant«, »Hausmasta« oder die »Ballade von ana hoatn Wochn«. Und diese gehören heute definitiv ins Repertoire des Austropop. Auch wenn der ORF das vielleicht nicht so recht wahrhaben will.

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