Ewig Dein

Formulierungen mit Feinschliff sind Daniel Glattauers Stärke und vielleicht zu Beginn etwas nervig für Leute die, die kitschige Art von Liebesgeschichten nicht gewohnt sind. Immer mehr versteht man dann aber, was diese blumige Sprache in “Ewig Dein” unterstützt und nach und nach verkommt die Liebe im Liebesroman und die Fassade bröckelt runter bis auf den […]

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Formulierungen mit Feinschliff sind Daniel Glattauers Stärke und vielleicht zu Beginn etwas nervig für Leute die, die kitschige Art von Liebesgeschichten nicht gewohnt sind. Immer mehr versteht man dann aber, was diese blumige Sprache in “Ewig Dein” unterstützt und nach und nach verkommt die Liebe im Liebesroman und die Fassade bröckelt runter bis auf den Rohputz eines Thrillers. Das Skelett der Psychose, das hier freigelegt wird, könnte ebenso gut vom Schriftstellerkollegen und Psychiater Hochgatterer stammen. Es umgeht die Fehler von Gustavs “Ernste Beziehungen”, die zu hart um wahr zu sein, abgeliefert wurden. Die Stalking-Thematik wurde von Lydia Mischkulnig auch aufgebracht, aber durch Glattauer (und sein charakteristisches Feingefühl für die zarten Bände der Romanze) mainstreamfähiger gemacht.

In “Ewig Dein” gerät diese liebestechnische anfängliche Schönwettersituation nach und nach aus der Balance, weil einer die nicht enden wollenden Wohltaten des anderen zunehmend als Einschränkung und Belastung empfindet. Angstzustände bauschen sich zu Wahn und Psychose auf. Glattauer liefert die punktuelle kurzweilige, weil so spannende Anleitung für das Malen nach Zahlen eines Krankenbildes. Hannes, der Lotto-Sechser, der Prototyp des vom Zufall erzwungenen Lebensglücks scheint vorerst einfach nicht zu kapieren, dass noch so viel Liebe keine Gegenliebe erzeugen kann. Er streift eine Art Fan-Wahnsinn, die Glattauer vielleicht auch aus eigener Erfahrung kennt und sinkt ab zu einer Stalking-Affaire, wie sie der Autor als Gerichtsreporter kennengelernt haben könnte. Jenen LeserInnen, die Glattauer auf Grund seiner einfühlend realitätsnahen E-Mail-Romane vergötterten, wird dieses Upgrade weg von der Tea-Cup-Tragedy gut tun. Und schließlich gibts ja eine Art Happy End.

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