Die Zeit als /Tempo/-Journalist dürfte für Moritz von Uslar sehr nachhaltig gewesen sein.
Gerade die Spritztour mit Christian Kracht durch die DDR, als sie Ost-Disko glotzen gingen und sich dabei in das Land ein bisschen verknallten. 20 Jahre danach legt der Autor nun ein Werk vor, in dem er sich um das deutsche Schreckgespenst der Jetzt-Zeit kümmert, die »Kleinstadt« in den neuen Bundesländern. Uslar recherchierte einige Monate, nistete sich in einer der Städte ein und siehe da, dort leben ja Menschen wie du und ich. Ha! Nicht nur Nazi-Scheiß-Jugendliche! Abgesehen davon, Uslar bringt die Dinge perfekt auf den Punkt, seine Storys haben dieses Echtzeit-Feeling, das viele Autoren zu schreiben versuchen, aber nur wenige erschaffen können. Der Nachteil an Echtzeit-Storys ist, dass sich die Charaktere und Geschichten erst finden müssen, aber das ist in diesem Format eben so. Ein cooles Zeitdokument ist die »teilnehmende Beobachtung« auf alle Fälle und die Ankunft der Künstler in der »ostdeutschen Kleinstadt« stimmt mich zuversichtlich.