Fidlar

Kaum lässt man den (Surf)-Rock aus den Augen kommt so etwas daher. Fidlar haben da eine Platte ausgerotzt, die alles Unheilige feiert. Bis auf Satan, obwohl der sicher auch irgendwie seine Finger im Spiel hatte.

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Na gut, es hört sich nicht unbedingt nach Surf-Rock an, aber wen interessiert das schon. Die letzte nennenswerte Surf-Platte, die in breitere Indie-Gefilde vorgedrungen ist, hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel – ich denke da an Surfer Blood – und die Black Lips werden auf ihre alten Tage auch weich (siehe letzte Platte). Eine Leere tut sich auf.Auftritt Fidlar. Blutjung, betrunken und mit einigen Riffs im Gepäck, die zwar zeitlos wirken, im Prinzip aber nur aus sehr gutem Recycling-Material bestehen. Macht nix. Fidlar steht für »fuck it dog, life’s a risk«, und genau so hört sich das an. Die Vier aus L.A. greifen für ihr Debüt in alle Schubladen, die Spaß bedeuten – außer Elektronik. Raus kommt dabei ein rauer Mix aus harten Gitarren, vielen Ahh’s und Ohh’s und einem guten Sinn für Selbstironie. Langweilig wird es einem dabei nie.

Gibt es ein Thema, das man dem Album unterstellen kann, ist es der Exzess. Wenn es nicht gerade um Bier und Koks geht, dann gröhlen sie von ihren »scheiß Freunden«, der Ex-Freundin – jetzt aber Hure – und wie wasted sie nicht sind. Hört sich abgedroschen an, wirkt aber erstaunlich frisch und vor allem nicht aufgezwungen – vielleicht, weil das komplette Jahrzehnt davor schmuddelige Bands meistens doch nur mit Werbung Geld machen wollten. Für die Unbeschwertheit sorgen Riffs, die das machen, wozu diese Musik am besten taugt: schnell ins Ohr und Bein gehen. Das Manko: Man muss in der Stimmung für die Musik sein. Hier gibt es nur Vollgas. Die eine oder andere langsamere Nummer hätte nicht geschadet. »Paycheck« geht am ehesten in diese Richtung und stampft gemächlich dahin, bis es sich am Schluss nicht mehr zusammenreißen kann und ebenfalls ausbricht. »Five to Nine« tanzt davor aber noch kurz mit seinem amerikanischen Punk-Rock aus der Reihe. Sowas muss nicht sein. Das Album lässt sich getrost mit »Musik, zu der man sich gerne die Nase bricht« beschreiben. Was man natürlich nur empfehlen kann.

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