Fight Softly

Trans-Atlanticism

Was niemand wusste, dass man es tatsächlich braucht: Die Ruby Suns sind das sinnvollste Bindeglied zwischen Vampire Weekend und Animal Collective.

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Diese Mixtur liest sich im ersten Moment wie eine schnöde Zusammenführung von zwei zentralen Schlüsselsounds der letzten beiden Jahre: Auf der einen Seite avancierte, sonische Kontinentalmassen, die ihre konkreten Einflüsse in einem Magmastrom aus Pop und Experiment aufgehen lassen (Animal Collective); auf der anderen Seite die nach Außen hin gutbürgerlichen, hybriden Sound-Entschlacker, die Afrika und Europa an der New Yorker Columbia University zusammendenken (Vampire Weekend). Das soll jetzt neuerdings unter ein Dach gehen? Tut es natürlich. Auch wenn damit noch nicht der große Marsch nach vorne (wohin genau eigentlich?) gemacht wird, muss es einer Band erst einmal so gelingen, wie den Ruby Suns. Außerdem haben die Jungs aus Neuseeland nicht gerade erst auf diesen Sound umgesattelt, sondern versuchten sich bereits mit dem Vorgängeralbum „Sea Lion“ (2008) an einem psychedelischen World Music-Album.

Auf „Fight Softly“ sind die Einflüsse von Highlife, Kwassa Kwassa und Kwaito aber nicht so eindeutig festzumachen. Dub, Eurodance und Tropicalia mischen sich genauso unter all die Synths, unter allerlei Percussion und etliche Gigabytes an abgefeilten, aufgerauten, abgeschmirgelten und aufpolierten Sound-Samples. Karibische Echos ziehen ihre Spur quer über dichte Loops, immer wieder halten Songs inne, nur um im Anschluss gleich wieder eine Idylle mit mindestens doppelten Boden aufzumachen. Da darf natürlich der wenig überraschende Verweis auf die Beach Boys nicht fehlen, auch wenn Querdenker und Sänger Ryan McPhun auf keine Chöre zurückgreift und im Vergleich zu Brian Wilson in einem leicht verschobenen Stimmregister seine sanft wogenden Melodien aufblühen lässt.

Die Ruby Suns sind keine typische Band, und „Fight Softly“ wurde auch ohne die übliche Instrumental-Besetzung – keine Gitarren, kein Bass – eingespielt. Sie spannen immer wieder fragile Netze aus synkopischen Beats, verwaschenen Sounds und harmonischen Partikeln auf. Und auch wenn das weder auf der sonischen noch auf einer mikrosozialen Ebene wirklich neu ist, treiben die Ruby Suns damit doch zwei der wichtigsten Stränge zeitgenössischer Musik weiter.

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