In einer einigermaßen veränderten heimischen Musikwelt melden sich die burgenländischen Garish zurück, fast genau drei Jahre nach dem Album „Parade“ (Universal) wieder auf dem Label Schoenwetter aus dem Band-Umfeld, wo auch Ja, Panik veröffentlichen.
Erstklassige, künstlerisch selbstbewusste und substanzielle Alben von Naked Lunch abwärts haben die letzten Jahre im erweiterten Indie-Pop-Zusammenhang geprägt. Die Erwartungshaltungen an die Musik von Garish, die im zweiten Jahrzehnt ihrer Existenz als Band sind, mögen parallel dazu gewachsen sein. Paradoxerweise scheint das Garish nicht sonderlich zu berühren, die fünf Musiker bleiben bei diesen elf neuen Stücken konzentriert bei sich, arbeiten ihren kunstsinnigen, zunehmend geografisch nicht konkret zuordenbar folkloristisch anmutenden (Akkordeon, Bläser, Streicher, Chöre, …), poetischen Pop kompetent und ideenreich aus, ohne ihm durch zu glatte Perfektion die Lebensadern abzuschnüren. Ein Ereignis ist der Sound, besorgt von Thomas Pronai, das nächste das Zusammenspiel der Band, das auch das Kraftzentrum des Albums ist, die Arrangements. Garish schaffen hier vielleicht erstmals das Kunststück ihre Lieder ambitioniert umzusetzen und dabei locker, luftig zu bleiben, was einen unerwarteten Nachdruck entwickelt (»Den Idioten zum Beweis«, »Eisenherz«, »Die Perspektive«). Ganz wunderbar das Instumental »Zampano«. Wobei der erste Satz, den Thomas Jarmer auf diesem Album singt, »Und dann fass ich mir ein Herz«, in Tonfall, Wortwahl und Klang einer der besten ersten Sätze der heimischen Popmusik ever sein muss – eine würdige Single! Jarmers eigensinniger Gesang fügt sich wie ein Instrument in die Musik, und wenn sich Andreas Spechtls Texte zwingend dafür aufdrängen, sie mit Edding auf T-Shirts oder Körperteile zu kritzeln, legt man Jarmers Worte mit Blütenblättern auf sonnenbeschienene Holzböden. Eine schöne, berührende Musik.