Grim 104

Breaking Bad Brandenburg

Deutschrap bekommt seinen Joker, einen anarchischen, herben und galligen Reimspucker namens Grim 104.

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Er sieht nicht ganz zufällig wie ein Zombie aus, am Cover, aber auch so. Sogar die Stimme von Grim 104 klingt, als hätte er die Nacht zuvor durchgekrächzt und feuchte Erde gefressen. Flow ist ihm ziemlich egal, seine kantigen Reime gehören vermutlich genau so, hinken wie wandelnde Tote. Hauptsache, der Zorn kommt an, die Wut und der Hass. Und darauf versteht sich Grim 104. Die sonnigen Seiten des Lebens muss man hier eher mit dem Skalpell suchen. Es geht gegen alles, die eigenen Helden, gegen Cro, Casper und Hafti, gegen Gott und sich selbst, gegen Antifa, gegen die Diktatur des Prekariats und all die anderen Idioten.

Denn manche Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen. Grim 104 ist einer von ihnen. Gewalttätige Fantasien, das kann er. Mal tötet er den rechtsextremen Anders Breivik kurz vor dessen Massenmord, dann wird im braunen Hinterland Berlins Menschenjagd gemacht und beim kommenden Aufstand wird einfach gleich alles dem Erdboden gleich gemacht – ausnahmsweise zu einem Beat, der ab dem ersten Refrain mit einem Ska-Sample versetzt ist. Sonst klingen die Tracks nach Cloud Rap und Witch House, mit viel Druck. Zwischen den schweren Kicks und Bässen schleichen kühle Synths wie Rauchschwaden oder Radioaktivität durch dieses nihilistische Album. Die Bilder passen, pechfarbene Videos, geheimbündlerische Logos, irre Blicke. Erklär mir nicht was Rap will, was Rap ist, reimt Grim 104. Rap kann jedenfalls auf den blitzenden Schwertern des Todes tänzeln. Zur Not tut es auch einfach billiges Bier, Meth aus Brandenburg oder Ephedrin aus Tschechien. Vermutlich ist Grim 104 ja privat ein sehr höflicher, freundlicher Mensch. Sein Zwilling ist es nicht.

Wie man diesen acht gefrorenen Stücken der Debüt-EP noch etwas hinzufügen soll, bleibt erst einmal offen. K.I.Z. hätten bereits bewiesen, dass man Provokation und Grenzüberschreitungen immer noch ein bisschen weiter treiben kann. Man muss das nun nicht gut finden um zu erkennen, wie stimmig das formuliert und gezimmert ist, wie unbedingt eigenständig. Und fucking wütend, sowieso, wer ist das nicht.

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