Hervoiceoverboys

Pratersonne – Hvob gehen mit enormen Vorschußlorbeeren erstmals auf Albumlänge. Dafür fehlt zwar noch der Atem, das Können, packende Nokturnen für den Club zu schreiben, definitiv nicht.

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Es passiert selten, dass ein neuer Act mit nur zwei Songs zweimal in den De:Bug-Jahrescharts einschlägt. Der ganze Trubel rund um HVOB ist erfreulich genug. Aber bevor hier der Hype nachgezündet wird, bleiben wir doch vorerst beim Wesentlichen, der Musik.

Das Wiener Duo HVOB macht Maschinenfunk, versetzt Synapsen in Elan. Ihren Klang haben sie leer geräumt, in die sture Wiederholung denkt der Körper mehr hinein als da ist, Groove vor allem. Oft treffen sich über der geraden Bassdrum nur Klavier, Stimme und eine kühle Melodie. Dabei drängt sich die Stimme nie in den Vordergrund, bleibt nur Textur und Fragment. Textbruchstücke deuten in ungefähre Richtungen, geben Zeichen, nicht mehr. Dazu lassen HVOB hin und wieder kleine Glocken, Marimbas oder einen Synth klöppeln, verdichten, filtern, bauen behutsam auf, ab, wieder auf. Richtig Wucht kriegt HVOB dabei durch formvollendeten Bass. Auf »Let’s Keep This Quiet« fährt der ganz kolossal in die Magengrube, die durchdringende Spannung wird allerdings nie ganz entladen. Dieses fragile Gerüst macht HVOB so besonders, gereizte Melancholie auf einem Beat, der Spaß verspricht. Das Debüt ist folglich keine klassische Clubmusik, auch wenn vieles darauf hindeutet. Es sind Songs für Leute, die mit der großen Basstrommel aufwachen und schlafen gehen.

Seit Ende Februar sind HVOB nun auch bei Primary Booking und damit jetzt quasi Kollegen von Patti Smith, Fever Ray, Azealia Banks und Lana Del Rey. Die Bühne haben sie in Paris für den Modedesigner Elie Saab und im Berliner Watergate bespielt, in Wien mit Nicolas Jaar und James Blake geteilt. Ja, noch vor dem ersten Album. Die Aufregung um das Duo wurde behutsam angefeuert, Fotos gibt es bisher natürlich nur verwaschen, grobkörnig, Infos bleiben rar. Das entspricht erstens dem Kodex elektronischer Musik, aber auch der Musik selbst als nächtliche Projektionsfläche. Nur wenn »Jack« sich mit einem flirrenden Xylophon verspinnt und der Song am Ende kurz ausbricht, ist es kurz so als ob die Sonne zwischen Bäumen des Praters aufblinzeln würde.

Bei all den Gründen für Jubel fehlt dem Album über die ganze Länge allerdings die Abwechslung. »The Last Song Ever Written« deutet an, dass man auch anders könnte. Trance! Buuuh! werden die selbsternannten Hüter der Clubkultur rufen. Was aber, wenn es sich so kristallin im Ohr einnistet wie hier?

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