München kann sehr vergnüglich sein, vor allem wenn man in einem Biergarten sitzt, oder dem FC Bayern zuschaut. Friedrich Anis preisgekrönte Romane sind genau die Antithese zu diesem beschaulichen Bild.
Nach zehn Tabor-Süden-Krimis ist nun Polonius Fischer, ein kauziger Kripo Kommissar, für die dunklen Gegenden der Stadt zuständig. Sein neuester Härtefall „Hinter blinden Fenstern“ spielt im Industrie- und Gewerbeviertel Milbertshofen. Ein bizarrer Unfall mit tödlichem Ausgang in einer Erotik-Bar ist der Anfang eines gewaltvollen Reigens. Überwachungskameras funktionieren nicht, Schlaumeier formieren sich zu selbsternannten Gesetzeshütern, eine Schülerin wird entführt und alte Ehen zerbrechen. Wie im richtigen Leben, doch anstatt sich mit einer Milieustudie zu begnügen leuchtet der Autor seine Kreaturen aus. So agiert Polonius Fischer als Sittenphilosoph mit der Aura eines Einsiedlermönchs. „Er versteht die Gesetzmäßigkeiten der Welt, die Regeln sind ihm aber bis heute ein Rätsel geblieben.“, schreibt Ani über seinen Kommissar. Polonius wird weitersuchen – müssen.