Paraklet aus NYC
Das Duo aus New York begleitet uns mit ihrem Debüt lässig in die Spacedisco 2.0. Das klingt sehr nach dem Charme der frühen 80er Jahre und ist dabei trotzdem frisch wie eine Jungfrau, die aus dem Kühlschrank steigt.
Beim ersten Hören fühlt es sich an, als ob einem der Heilige Geist persönlich wie bei der Firmung einfährt: Die Ohrfeige schallt nicht so streng wie erwartet, und doch klingelt sie lange nach. Was 2007 mit ihrer ersten Single »Hold On« für Furore sorgte, spinnen Alex Frankel und Nick Millhiser wie einen roten Faden gekonnt über das gesamte Album weiter, ohne dabei abzuschweifen. Das war bereits das Versprechen der beiden, als sie 2009 die ersten Hipster mit dem Hit »I Will Come Back« auf den alternativeren Tanzflächen freudestrahlend in Empfang genommen hatten. Holy Ghost waren davor bereits ein Bilderbuchduo: Beiden kennen sich seit dem siebten Lebensjahr aus einer Grundschule auf der Upper Westside New Yorks. Nick fand seine Hingabe im Schlagzeugspielen und Alex bekam Klavierunterricht bei dem Jazzpianisten Les Horan. Als Teenager widmeten sie sich dann dem Sound der Stunde – HipHop. Mit vier weiteren Gleichgesinnten gründeten sie die Band Automato und bespielten die Clubs der Stadt. Nachdem die üblichen Produzenten in dem Genre nicht wussten, was sie mit einem Live-Drum-Set anfangen sollten, wurden sie James Murphy und Tim Goldsworthy von DFA vorgestellt. 2004 erschien dann das nicht nur vom /Guardian/ zu Recht umjubelte Album »Coup De Grâce«. Trotz des Erfolgs trennte sich die Band, Alex und Nick gingen ihre eigenen musikalischen Wege, nur um sich 2006 an der ersten gemeinsamen Single zu versuchen.
Im Jahr 2011 erscheint »Holy Ghost!« auf DFA – ihrem musikalischen Heimathafen. Die zehn Stücke schmiegen sich äußerst homogen aneinander und versprühen eine angenehme Leichtigkeit. Alles flirrt positiv und wohlgesonnen. Ihre Synthesizer der alten Schule klingen nicht angestaubt, aber rufen stets Reminiszenzen vergangener Discotage hervor. Die Melodien wirken vertraut, aber nicht altbacken. Die Songstrukturen sind bewährt und die Themen klassisch im Nachtleben und den damit verbundenen Bedürfnissen verankert. Ein Album, das positiv altklug klingt, ohne dabei einen auf Schlaumeier zu machen, das sich gleichzeitig mit seinem eigenen Pop-Schweinehund versöhnt hat. Absolut analoger Frühlingsgefühle-Erwecker.