How Do You Do

How do you do?

Erkenntnistechno par excellence. Die kristalline Architektur, die mal fragil, mal verschroben klingt, wird vom Beatgerüst zusammengehalten. Das ist gespenstisch, hypnotisch und immer reduziert.

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Małgorzata Dygasiewicz hat polnische Wurzeln, wuchs in Kalifornien mit Old School-HipHop auf, studierte Mode, ging nach London, wo sie das Auflegen für sich entdeckte. Mittlerweile ist die Weltreisende Resident-DJ in der Berliner Panorama Bar. Die ersten beiden EPs von Margaret Dygas auf Non Standard Productions waren experimentell, von Reduktion geprägt und so speziell, dass ein Loskommen davon schwer möglich war. Als dann 2009 ihre EP »Invisible Circles« auf Perlon erschien, ging ein Raunen durch die Mägen. Und die Menge. Dieses Gitarrenbreak und das Sample von einem Roots Manuva-Track – solch Kombinationen bleiben hängen, brennen sich ein.

Nun erscheint das erste Album der sympathischen Wahl-Berlinerin auf dem japanischen Label Powershavel Audio. Dieses legt besondern Wert auf das Gesamtpaket. So kommt die CD mit einem Hardcover und einem aufwendig gestalteten 36-seitigen Booklet mit Fotografien von Margaret Dygas selbst. Alles in schlichtem Mattschwarz gehalten, um ja nicht vom Wichtigsten abzulenken, nämlich der Musik. Jedes der elf Stück entstand zu einer anderen Emotion, zu einem anderen Kapitel aus dem kontroversiellen Buch »Peoplewatching« des britischen Zoologen Desmond Morris. Darin beschreibt er menschliche Unterschiede und Ähnlichkeiten, angeboren oder kulturell. So cirka klingt dann auch die Musik dazu. Dygas geht sehr experimentell an die Stücke heran, wenngleich das nicht auf die Ohren drückt, denn auf dem Album liegt keine künstlich-komplexe Schwere. Vielmehr löst sich nach und nach der Knoten und die einzelnen Gesten nehmen musikalisch auf der Couch der Produzentin Platz. Dort erhalten einzelne Gitarrensolis über Field Recordings genauso ihre Existenzberechtigung (»You’re In My Shoes«) wie effektvoll bearbeitete Hi-Hats, die sich wie Regen anhören (»Salutation«). Hier geht es nicht um Minimal Techno anno 2004 und dieses Klischee wird auch nicht künstlich aufgewärmt. Dygas pflegt ihren Stil, baut ihn aus und geht behutsam ihren Weg, abseits der Trends – nachhaltig und mit ausreichend Wissen und Gefühl. »How Do You Do« ist sicher vieles; aber definitiv kein Clubalbum – zum Glück. Wenn dann auch noch Cover, Artwork und Booklet dermaßen ansprechend gefertigt sind, wird es schwer, dieses Album nicht zum Kauf zu empfehlen. Natürlich in der Version zum Angreifen.

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