Idealsim

Ausweitung der Kampfzone

WENN DANCEFLOOR UND VERZERRTE GITARREN TATSÄCHLICH IMMER STÄRKER KONVERGIEREN, KÖNNTE MIT DIGITALISM DER PUNKT GEFUNDEN SEIN, AN DEM DIE PARABELN WIEDER ZUSAMMENFÜHREN.

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Innerhalb einer von Hypes, Buzzes, Trends und Momentum bestimmten Szene haben Digitalism alles richtig gemacht, um die Erwartungshaltungen immer höher zu schrauben. Zuerst kam die Veröffentlichung auf dem französischen Label Kitsuné. Das 2002 gegründete Label steht, übrigens wie das fast genau so umtriebige Ed Banger Records, unter Führung des ehemaligen Daft Punk/Cassius-Managements und arbeitet an einer zeitgemäßen Transformation des einst revolutionären Sounds. Digitalisms „Zdarlight“ entwickelte sich zu einem ihrer großen Aushängeschilder, lässt heute noch jede beliebige Indiedisco ausflippen und eröffnete den ersten von inzwischen vier prallen Labelsamplern. Mit Hot Chip, Lo-Fi Fnk, Metronomy, Joakim, Simian Mobile Disco oder den heimischen Gebrüdern Just fand man sich in bester Gesellschaft wieder. Remixe für Klaxons, Cut Copy und Tom Vek folgten und mit „Idealism“ der finale Schritt hinaus ins Rampenlicht.

Digitalism bieten den idealen Soundtrack zum Hi-Tech-Krieg in den westlichen Metropolen. Die Signale sind gestört und verzerrt; tauchen auf und verschwinden wieder in einem halborganischen Stampfen und mächtigen Hintergrundrauschen. Diese Musik ist dreckig und übersteuert, hat aber mit Trash wenig am Hut. Sie ist vergleichsweise empfänglich für simple harmonische Abläufe, die mit Feedback und dem Wissen um die Produktionsfeinheiten von Minimal garniert werden. Außerdem beherrschen es Digitalism vorzüglich ab und an einen Gang zurückzuschalten, Breaks in die Länge zu ziehen, zu steigern, einen Moment innezuhalten – um dann wieder die Kompressoren und Verstärker durchzutreten. Und weil das Debüt wie ein Mix manchmal Nummern nahtlos aneinanderfügt, wird deren Schub noch verstärkt. Der Gesang sendet nur auf cirka der Hälfte der Stücke aus der Kampfzone – nervös, cool und leicht hysterisch, ohne dabei zu nerven. Digitalism knüpfen dort an, wo Daft Punk 1997 mit „Homework“ aufgehört haben – dort wurde die Stimme noch enthumanisiert. Die Mensch-Maschinen-Ästhetik von Digitalism hingegen platziert uns mitten hinein in den betörenden Lärm des Kommunikationszeitalters.

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