In Limbo

Teen hängen rum, warten auf Godot. Es gibt es Schlimmeres, was man tun könnte. Polarkappen rösten, Leute rempeln oder den Banken Geld leihen zum Beispiel.

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Vielleicht ist es zur Abwechslung mal ganz gut, dass man nichts macht, sich hinsetzt, ein Zigarette anraucht und überlegt wie man hierher gekommen ist, ob man etwas vergessen hat, oder jemanden, vielleicht in den Speicher geht, schaut ob dort noch was gut ist, oder viel zu lange, viel zu lange Songs anschlägt – Songs, die mäandern, anders gebaut sind, in einer Schleife hängen. Der Albumtitel könnte gar nicht besser gewählt sein. „In Limbo“ ist betörend gesungener Ambient und Psychedlic Rock für Wartehallen, gemacht von drei Schwestern und einer Freundin aus New York.

Das Debüt lässt sich viel Zeit. Refrains gibt es so gut wie keine, dafür krautige, holpernde Rhythmen und elastische Melodien, die minutenlang dahin schlurfen. „Better“ kreiselt um sich selbst, wiederholt sich stur, „Sleep Is Noise“ tritt zäh auf der Stelle, „In Limbo“ will auch erst einmal gar nichts, nur beobachten. Und dabei sind das noch die kurzen Songs. Dieses Album ist gefangen zwischen den Orten, mit sich selbst verstrickt. Und gerade als man sich fragt, ob Teen nicht einfach nur keine Einfälle haben, da fährt ein grimmiger Refrain wie aus dem Nichts ins Ohr, aus einer Niederhölle, wird einmal wiederholt, bricht dann abrupt ab. „Electric“ entwickelt sich linear auf diesen Moment hin. Aber auch in „Why Why Why“ schälen sich aus einem schleppenden Rhythmus ebenso unerwartet strahlende Harmonien heraus. Pop und Paisley Underground sind in diesem Album vergraben, wie auch der Wille sich dem zu verweigern. Aber diese Momente sind rar, sanfter Nihilismus überwiegt.

Das ist jetzt vielleicht eine Spaßbremse: aber wenn die verlorene Generation dieses Jahrzehnts noch länger am Größenwahn ihrer Eltern knabbern muss, dann ist „In Limbo“ der richtige Soundtrack dafür. Nunja, das „wenn“ kann man streichen, übrigens. Ein paar Hymnen fallen dabei ab, der Tag erglänzt nur einen Augenblick, und dann von neuem die Nacht.

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