Infinity Pool

Ein unendlich weites Becken voller Ideen und When Saints Go Machine ertrinken beinahe darin. Es wäre zu tragisch. Freuen wir uns lieber auf das Wiedersehen.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Nikolaj, Jonas, Simon und Silas haben sich mit ihrem Debüt-Album »Konkylie« zum Geheimtipp hochgespielt. Der ein oder andere Hit hat sich bereits darauf herumgeschlichen und vielleicht hat man schon unbewusst zu »Fail Forever« von der gleichnamigen EP in ein paar undergroundigen Clubs getanzt. Der Zweitling »Infinity Pool« macht dort weiter, wo die vier Dänen nie aufgehört haben. Oft nicht ganz leichte, aber immer abwechslungsreiche Elektronik gesellt sich zu einer zerbrechlichen Stimme der Marke Antony Hegarty.

Diese Mischung kann gewöhnungsbedürftig sein. Vor allem der Stimme wegen. Obwohl die Musik oft mit eingängigen Melodien aufwartet, ist es doch dieser weinende Gesang, der irritieren kann. Wer denkt, er kenne die Band, wird wohl auch das Unerwartbare erwarten, denn wie es sich gehört setzt sich bereits der Opener »Love And Respect« von der restlichen Platte ab. Rapper Killer Mike übernimmt hier die Hauptrolle und Sänger Nikolaj Vonsild tritt als Gast in seiner eigenen Band auf. Abgesehen von diesem kleinen Ausreißer zum Genre-Freund HipHop (die Genrebezeichnungen sind übrigens sehr vage zu verstehen), bleibt die Platte recht beständig in ihrer Unbeständigkeit. Mal wird fast ausschließlich auf den Refrain gesetzt, mal geht es um die Texte. Hier liegt auch der große Schwachpunkt von »Infinity Pool«. Sänger Nikolaj scheint seinen Texten die größte Rolle zuzuschreiben. Oft auch zu Lasten der Rhythmik. »Degeneration« bleibt die ganzen 4:27 Minuten unbefriedigend höhepunktlos. Da drückt man lieber die Skip-Taste und verweilt bei Krachern wie »System Of Unlimited Love« oder »Mannequin«, die eine gute Balance zwischen den beiden Polen gefunden haben.

Rückblickend ist man nach dem Hören etwas ratlos. Man weiß nicht so recht, was man jetzt gehört hat und ob Pop so klingen sollte. Also hört man noch einmal rein. Und noch einmal. Bis man es versteht und schließlich ins Herz schließt. When Saints Go Machine lehren uns, dass es sich auszahlt, antizyklisch zu handeln.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...