Ins Hotel konnte ich ihn nicht mitnehmen

Andrea Maria Dusl ist die Hohepriesterin der Beobachtung. Diese Zuschreibung kommt von ihrem lyrischen Ich im neuesten Werk »Ins Hotel konnte ich ihn nicht mitnehmen«.

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Es handelt sich dabei um keinen Roman, wie am Umschlag gleich klar gemacht wird. Eher denkt man an den Oscar Award der Kategorie »Best Live Action Short Film«. Sieben Mal taucht man in komplett verschiedene neue Welten ein. Der Blick für erzählerische Details lässt einen wünschen, jede diese Kurzgeschichten wäre tatsächlich zu einem Roman ausgebaut. Jede Episode wird von einem fernen Land gespeist, die Autorin stimuliert die Reiselust, wie Pfeffer ein Kitzeln in die Nase ruft. Die klassische Autofahrt in den Familienurlaub an der Adria baut sich zur Wasserliebe und Sucht nach gefährlichen Gewässern aus. Vom aufgereizten Ankommen in österreichischen Künstlerkreisen in New York bis nach Havanna springt man in verschiedene Rollen, jedoch immer als Österreicher, der entdecken will. Abgelichtet durch die ehemals sowjetische Lomo-Kamera wird Klickmachen zum Zweck des Hierseins. Dusls Beschreibungen übertreten gelegentlich die Grenze von poetischem Sprachwitz zu malerischen Überzeichnungen. In Kuba wird der Zerfall dokumentiert, in Moskau die russische Kälte eingefroren. Ein Buch für Abenteuer im Kopf und Fernweh im Herzen.

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