Labelmutter Jonas Imbery gebärt ein neues Album auf Gomma: Selbst das grausliche Cover kann den Blick auf seinen zackigen Discohouse aber nur schwer verstellen.
Neues von der Gommafront: Labelmutter Jonas Imbery hat mit "Inter Face" ein Album veröffentlicht – nach etlichen EPs und Remixes sein erster Longplayer überhaupt.
Pre-Release-Seeding gab es vorab für den coolen Corporate Blog Electronic Beats und für glaubwürdiges Editorial an Clash. Für den Filmclip zu "I Make You Man" hat Imbery alles richtig gemacht. Randgruppen-Regisseur und Altmeister des deutschen Independentfilms Klaus Lemke darf den gar nicht so unbekannten Thomas Kretschmann Rüschen-BHs aufreißen lassen und beim Retro-Beischlaf filmen, während im Hintergrund eine Frauenstimme "I Make You Man" und auch von Monstern seufzt.
Auch für die Wortwahl ist Lemke verantwortlich; es erinnert stark an die Zeile "You Make Me Woman I Make You Monster" aus der dreckigen Tech-Hymne "Overnight Slavery", die Imbery für Lemke’s 2010er Film "Schmutziger Süden" produziert hat. Wie bei "Overnight Slavery" könnte man Lemke auch hier den Sexismus- und Alt-Porn-Vorwurf machen, der aber regelmäßig von öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehanstalten durch das Ausstrahlen von Lemke-Filmen unterspült wird – der Mann muss ja auch von was leben, wenn er sich schon so vehement gegen Filmförderungen wehrt.
Rund, funktional und vorhersehbar ist der neue Imbery-Release. Mit glasklarem, aus dem Ei gepellten Discohouse versteht er es besser als seine Gomma-Kollegen, einen stringenten und ausgetüftelten Sound mit Wiedererkennungswert zu produzieren, abseits von David G. und Konsorten. Am Auffälligsten sticht da Faberyayo von der holländischen Rap-Partie De Jeugd Van Tegenwoordig und Le Le hervor, der als Gastsänger bei "Swimsuit" in etwa soviel Sex in der Stimme verstrahlt wie Louie Austen – im positiven Sinne.
Am besten dürfte diese Musik natürlich in der Hedonistenkneipe, dem Gomma’schen Heimathafen Rubybar in der Fraunhoferstraße in München funktionieren, ein Klub, der von den Gomma’schen Labelgenossen betrieben wird. Dort steht ein rotes, betanzbares Pferd im Mittelpunkt des Dancefloors. Angeblich geht es mit der Rubybar diesmal jedoch tatsächlich zu Ende. Von außen wirkt es, als kann das nicht allzu schwer sein, ist das Projekt Gomma doch zu einer Art Selbstläufer geworden.