My position is doggy, I come from behind
Jason Charles Beck aka Chilly Gonzales ist der Morgenmantel tragende Klaviervirtuose und Rapper aus Kanada. Als Super-Producer versucht er sich sogar an Clips und Filmskripts, in denen er selbst die Hauptrolle spielt. Doch schön der Reihe nach.
Gonzales hat in Montreal Jazz-Piano studiert. Als er vor die Entscheidung gestellt wurde eine klassische Musikerlaufbahn einzuschlagen oder sich doch dem Pop hinzugeben, fiel ihm die Entscheidung nicht schwer. Sein exaltiertes Auftreten half ihm dabei sicher auch Fuß im jungelartigen Pop-Business zu fassen; mit dem 2004 erschienen Album „Solo Piano“ gelang ihm das auch erstaunlich gut.
Sechs Jahre und fünf Studioalben später erscheint nun „Ivory Tower“, ein Longplayer, der sich gänzlich im Zeichen des Eurodance ansiedelt, wenn gleich die zehn Stücke viel frischer und aufgeräumter wirken als andere Produktion dieser Ära. Das ist vermutlich seinem Produzenten Boys Noize zu verdanken, der seit geraumer Zeit neben seinen brazig-ravig klingenden Technotracks auch Popsternchen-Kaliber produziert. So sind Gonzales Parts am Klavier umwoben von elektronische Beats und sanften Synths, die Alexander Ridha (Boys Noize) gekonnt geflochten hat. Das Album klingt nicht nach stundenlanger Duo-Arbeit im Studio, aber das muss es bei zwei derart ausgefuchsten Musikern auch nicht. Denn Gonzales bringt wie nebenbei noch ein Projekt voran, in dem er als Superproducer auftritt und versucht die Welt vor dem musikalischen Ruin zu retten. Das alles kann via Video auf seiner Myspace-Seite betrachtet werden und bringt auf skuril-lustige Art sein Talent als Schauspieler als auch das selbst verliehene Prädikat Superproduzent beachtlich auf den Punkt. Und damit ist noch lange nicht Schluss. Wer sich so gut inszenieren kann als auch Bühnenshows von erster Klasse einfach hinzaubert, der kann sich auch vor der Kamera gut verkaufen. Also gibt es zum gleichnamigen Album gleich noch einen Film, für den er das Drehbuch mit Céline Sciamma („Water Lilies“) geschrieben hat. Dem nicht genug spielt er neben seinen Musikerkollegen Tiga, Peaches und Feist auch noch selbst eine der Hauptrollen.
So bleibt immer spannend, was Gonzales als nächstes auftisct: Eine Bademantel-Kollektion mit Wolfgang Joop, eine Hauptrolle in einem Film von Roland Emmerich oder doch wieder nur ein Stück Musikgeschichte an dem wir die kommende fünf Jahre zehren werden.