Kill For Love

Während Bands wie M83 dem Synthie-Pop Herzchen aufmalen, schleifen die Chromatics zerbrochene Herzen über den Boden. Hermann Nitsch hätte seine Freude. Wir haben sie auch.

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Ihre Post-Punk-Version der frühen Nullerjahre tauschen die Chromatics auf dem vierten Album endgültig gegen kühlen Synthie-Pop mit Dream-Pop-Einsprengseln ein – was noch lange nicht heißt, dass sie sich das warme Knacken eines Plattenspielers als Intro verkneifen müssten: Mastermind und Italians-Do-It-Better-Betreiber Johnny Jewel, der schon zuvor ein Händchen für Coverversionen bewiesen hat, bettet mit dem Opener „Into The Black“ ein 70er-Lied auf einen 80er-Teppich; Ruth Radelet verleiht ihm mit ihrer Mädchenstimme eine ganz eigene Note.

Was sich zu Beginn durchaus beschwingt zwischen die Synapsen legt, ist bald von einer dunklen Sehnsuchtspatina überzogen: Eingängige Popsongs ("Lady") und atmosphärische Kompositionen („These Streets Will Never Look The Same“) alternieren auf „Kill For Love“, einige wenige von Jewel gesungene Tracks schmiegen sich an verzweifelte Anrufbeantwortertexte („There’s A Light Out On The Horizon“). Jewel, der auch auf Glass-Candy- und Desire-Hochzeiten tanzt und einem breiteren Publikum durch seinen Beitrag zum Soundtrack von Nicolas Winding Reffs "Drive" bekannt geworden sein dürfte, inszeniert mit „Kill For Love“ einen unwirklichen Drift durch vollmondbeschienene Stadtlandschaften, der bei über einer Stunde Laufzeit keine Längen kennt.

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