Kin

Konventioneller Electropop randvoll mit mysteriösen Bildern – manchmal ist Kunst so einfach.

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Das Team für die Optik ist mit vier Leuten doppelt so groß wie das für die Musik. Dem schwedischen Multimedia-Projekt Iamamiwhoami sind Videos offenbar ziemlich wichtig. Macht ja nichts, verfilmte Alben gab es früher schon, nach MTV schrumpften zwar die Budgets, bewegte Bilder wurden durch Youtube allerdings nicht eben unwichtiger. Und dieses Spiel haben Iamamiwhoami konsequent zu Ende gedacht. Noch vor dem Album wurden alle Songs einzeln als Videos veröffentlicht. Zusammen geben sie eine Geschichte, die noch viel mehr von der Atmosphäre lebt als etwa Daft Punks „Interstella 55555“ oder Falcos „Junge Römer“. Die Sängerin wirkt darin aus der Zeit gefallen, zu solidem Electropop wandeln Fellkreaturen durch Wälder und kalte Architektur, weiße Socken, Birken, Nebel, helle Farben und reichlich Tiefenschärfe spielen wichtige Nebenrollen. Am Ende hat man die Weite und Einsamkeit der Welt gesehen.

In Skandinavien gab es in letzter Zeit gleich ein paar Songwriterinnen, die mit schwer verständlichen Bildern und fiebrigen Stimmen in andere Welten hinüber glitten. Sie alle haben sich ein paar Akkorde von Fever Ray und Bat For Lashes abgesehen. Sie heißen Susanne Sundfør, Hanne Kolstø, Hanne Hukkelberg, Jennie Abrahamson oder jetzt eben Iamamiwhoami. Letztere bauen noch mehr als die anderen auf die Macht der Bilder. Selbst das Datum der Albumveröffentlichung wird nicht per Mail, Twitter, Tumblr oder Facebook verlautbart, nein, ein kurzes Video musste her. Wenn sonst auch nur sehr wenige Informationen im Umlauf sind, verbreitet sich der Name eines solchen Debütalbums schnell über die diversen Netzkanäle. Der Song „Idle Talk“ ist darauf so cirka der Gipfelpunkt, ein eisiger, bewegter Beat treibt die erwartungsvolle Stimme vor sich her. Er ist wie der Rest des Albums glasklar produziert und guter, aber gängiger Elektropop. Wer vierzig Minuten Zeit hat, sollte sich dennoch auf audiovisuelle Astralreise durch „Kin“ machen.

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