Krieg und Frieden (Music For Theatre)

Sascha Ring tauscht Club gegen Theaterbühne und trifft ins Schwarze, nicht einmal Tolstoi’s Mammutwerk stellt für Apparat ein erkennbares Hindernis dar.

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Sascha Ring wagte zuletzt mit „The Devil’s Walk“ einen bemerkenswerten Schritt, weg von Nachtleben und Flughäfen, hin zur Konzertbühne und Nightliner. Keine hämmernden Beats, sondern Literatur-Zitate und historische Referenzen bestimmten das 2011 erschienene Werk Apparats. Mit seinem neuen Album „Krieg und Frieden (Music For Theatre)“ geht er nun noch ein Schritt weiter, hinauf auf die Theaterbühne.

Ring arbeitete mit Regisseur Sebastian Hartmann an der Vertonung von Leo Tolstoi’s Hauptwerk „Krieg und Frieden“ bei den Ruhrfestspiele in Recklinghausen. Doch als das Projekt abgeschlossen war, befand er, dass das Material noch nicht voll ausgeschöpft war, und so wurden aus den unzähligen Teilen und Arrangements die wichtigsten nochmals herausgearbeitet und zu neun eigenständigen Songs zusammengebaut.

Neben unzähligen Drones, Beattrümmern und Streichern so weit das Ohr reicht, unterstützt auch Ring selbst mit seiner Stimme, wie auch schon auf „The Devil’s Walk“, die Kompositionen. Zauberhaft und magisch wandelt man mit dem Lockenschopf durch „Light On“, nur um irgendwann beim dramaturgischen Höhepunkt „PV“ anzulangen. Die melancholischen Songs „Tod“ und „Blank Page“ dazwischen bereiten dafür nur den Weg. Die eigentliche Theaterkomposition endet dann mit „Austerlitz“ und Track Nummer 9 im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken und Posaunen. Der finale Song hätte durchaus auch auf „The Devil’s Walk“ Platz gehabt. Einmal packt Sascha Ring dort noch seine Thom York-Stimme aus, um diese seltsame Stimmung zwischen Einsamkeit und Hoffnung zu erzeugen und den Raum hell und dunkel zugleich erscheinen zu lassen. Einmal noch bevor es bald wieder mit seinen Freunden von Modeselektor als Moderat eine Runde Basskeule für alle gibt. Ein Mann der Gegensätze, der offenbar alles können will, der zum Liebling zwischen Hoch- und Popkultur avanciert, weil er so gar rohe Emotion in Sound haut, befindet am Höhepunkt seines Schaffens. Auch wenn Krieg und Frieden manchen zu theatralisch sein dürfte.

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