LISm

Berlins First Lady of Techno schlägt nach ihrem missglückten „Dust“ einen experimentierfreudigeren Pfad ein und trifft dort auf Avantgarde und Emotionen.

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Anhand vieler Releases in den letzten Monaten ist zu erkennen, dass es fast schon zum guten Ton für einen elektronischen Musiker gehört, sich weg vom Dancefloor-Kontext hin zu Autorentechno & Co bewegen. Letztens gesehen bei Pantha Du Prince oder etwa Apparat. Überall werden wilde Kombinationen und Zusammensetzungen am Soundbasar feil geboten – Glocken, Theaterbühne und Soundteppiche stehen allerorts hoch im Kurs. So ist es wenig verwunderlich, dass sich auch Berlins First Lady of Techno von einer anderen Seite zeigt. Mit Alben wie „Berlinette“, „Orchestra Of Bubbles“ und „Sool“ schuf sie einst Wegweiser der deutschen Electronic-Szene, nach dem 2010 erschienenen und eher durchwachsenen „Dust“, ist sie nun experimentierfreudiger und flirtet mit Avantgarde und Gefühlen.

Für die Tanzperformance „Drama per Musica“, welche vor zwei Jahren im Pariser Centre Pompidou Premiere feierte, schuf sie den musikalischen Unterboden, weit entfernt vom Dancefloor und ihren üblichen Soundstrukturen. Gemeinsam mit den Produzenten Thomas Müller und Bruno Pronsato aka Steven Ford brachte sie die dort entstandenen Ideen und Skizzen in 45-minütigen Mix, der den Namen „LISm“ trägt.

Anfänglich kommen ausschließlich sanfte Gitarren und fragile Wortfetzen à la Soap & Skin zum Vorschein, nach und nach werden kleine Drumparts eingebaut und der Sound verfeinert. Erst nach fast einer halben Stunde bzw. zwei Dritteln von „LISm“ setzt dann die erste Bassdrum ein. Doch Allien bleibt wage, handelt nicht überhastet. Der Soundteppich wird immer mehr ausgebreitet, nur langsam arbeitet sie sich hin zu ihrem Trademark-Downtempo-Sound, den sie gegen Ende zwar öfters andeutet, jedoch nie voll preisgibt. So bleibt ein recht ansehnlicher, avantgardistisch angehauchter Mix zurück, dem es jedoch an Zielstrebigkeit und Orientierung fehlt.

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