Bei uns zuhause herrschen menschen- und genreverachtende Sprachregelungen. Die klingende Reichshälfte der Frau: „Schnullimusik“ (der britische Kram, Indiepop und die Folgen). Musik von und für Menschen die (zu) oft „Bitte!“, „Danke!“ und „Macht nichts!“ sagen und ein abwaschbares „sensibel“-Tatoo tragen. Meine Kompetenz: „Altherrenrock“. Musik von und für Menschen, die lieber Gutturallaute von sich geben als […]
Bei uns zuhause herrschen menschen- und genreverachtende Sprachregelungen. Die klingende Reichshälfte der Frau: „Schnullimusik“ (der britische Kram, Indiepop und die Folgen). Musik von und für Menschen die (zu) oft „Bitte!“, „Danke!“ und „Macht nichts!“ sagen und ein abwaschbares „sensibel“-Tatoo tragen. Meine Kompetenz: „Altherrenrock“. Musik von und für Menschen, die lieber Gutturallaute von sich geben als zu sprechen. Wir teilen eine Verachtung für „Kinderpunk“, „Marketingpop“ und „Telekommunikationselektronik“ und werfen gerne Obstkerne nach FM4- und Emo-Luschen, die unterm Fenster vorbeigehen.
Locas in Love aus Köln sind eindeutig „Schnullimusik“, auf ihrer Website beschrieben mit den Worten „Bright Eyes treffen die Lassie Singers“. Was so nicht stimmt, weil die vier noch nach derart vielen anderen Dingen klingen, dass schnell klar wird: Das ist eine ganz besondere Band, in der so viel drinsteckt und auch wieder rauskommt, dass sie nur speziell sein kann. Mein grimmiges Rockerherz wehrt sich dagegen diese gescheite und warmherzige Musik lieb zu gewinnen. Beim fünften Song, „Honeymoon Is Over (If You Want)“ bricht aber jede Gegenwehr zusammen: „Denn die Show muss gar nicht weitergehen / Wir können einfach aufhören / Wenn wir ehrlich sind: Für uns ist es schon zu spät / Um jung zu sterben und Legenden zu werden / Wir sind nur ganz kleine Sterne / Und wir sind gerade dabei zu verglühen.“ Kuscheln! Ich lass mir jetzt „sensibel“ tätowieren. Und, versprochen, wir werfen auch keine Obstkerne mehr, nie wieder!
