Lost in the Dream

Kurt Vile hat die langhaarigen Murmler nicht wegen musikalischer Neuorientierung verlassen. Denn Hall bleibt Hall, Krautrock bleibt Krautrock, gut bleibt aber auch gut.

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The War on Drugs, das ist die Band ohne Kurt Vile. Und "Lost in the Dream" ist das zweite Werk seit dem Weggang des einen langhaarigen Murmlers von dem anderen langhaarigen Murmlers und soviel lässt sich nach dem letzten Schaffen eindeutig sagen – der Trennungsgrund war nicht musikalische Neuorientierung. Hall bleibt Hall, Krautrock bleibt Krautrock, gut bleibt aber auch gut.

"Lost in the Dream" verspricht nach dem hoch gelobten Vorgänger "Slave Ambient" mehr Roadtrip, mehr US-amerikanischer Freiheitstraum, mehr von dem endlosen Fluss, in den man eintaucht und sich treiben lässt, aber leider auch mehr vom Selben. Die Mischung aus Folk- und Krautrock türmt sich zu einer dichten Atmosphäre auf und bleibt dabei – und zwar mit der Zurückhaltung eines Soundtracks der BBC-Natur-Doku. Diese sympathische Wall of Sound aus Synths, Gitarren und Percussions schaffen Platz für psychedelische Riffs und das symptomatische, langezogene Murmeln von Adam Granduciel, das sich irgendwo zwischen Dire Straits und Bob Dylan einordnen lässt.

Steht "Lost in the Dream" in Sachen Fluss und Ambiente dem Vorgänger um nichts nach, mangelt es ihm jedoch an frischen Ideen. Die Klanggefleche lassen echte Höhepunkte vermissen, sie sind das supersympathische Date, bei dem nichts passiert und sich im Nachhinein beide darüber ärgern. Der dramatische Moment ist sehr geradlinig und eintönig, was das Album in Summe runder aber auch weniger greifbar macht und das smarte Songwriting in den Hintergründ rückt. Es ist ein Soundtrack zum Abdriften und Sich-Verlieren, aber keiner zum Darauf-Hängen-Bleiben.

"Lost In The Dream" gehört auf die Straße und in die einsame Natur, die nicht zuletzt in den Lyrics allgegenwärtig scheint. Erst gegen Ende weckt einen "In Reverse" aus dem wohlig-warmen Tagtraum und holt einen mit sanfter Sehnsucht in die Realität zurück. Adam Granducial findet dabei die Zeilen, um das Album treffend zu beschreiben „ I dont mind you dissapearing, when I know you can be found.“

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