Lügen über meinen Vater

1955 in Schottland geboren und nunmehr auch als Professor für Kreatives Schreiben tätig, zählt Burnside zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Großbritanniens.

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Dass er soweit kommen konnte, verblüfft angesichts der nun – nach seinen Romanen »Die Spur des Teufels« und »Glister« – auf Deutsch erschienenen literarischen Autobiografie. Denn sein Vater Tommy, Schweralkoholiker und Gelegenheitsarbeiter, terrorisierte die vierköpfige Familie zeitlebens: mal über körperliche und seelische Gewalt, mal über Schweigen und Versaufen finanzieller Grundlagen. Klein-John muss dann die Suffkumpanen in der Küche unterhalten, für Nachschub sorgen oder deren Kotze wegwischen, während seine Mutter in Depressionen versinkt und später an Krebs stirbt. John selbst schmeißt die Schule, übernimmt früh des Vaters Sucht und erweitert sie auf alle Drogen, die nur verfügbar sind, zieht von zuhause aus und schlägt sich mit dubiosen Jobs herum, um sich die Trips und das Verdrängen leisten zu können. Den Exzessen folgen Erfahrungen mit der Psychiatrie, die Erkenntnis, sich im Vater zu spiegeln – und mithilfe der Literatur eine Perspektive zu entwickeln. Um zu überleben und schließlich zu leben, auch wenn er sich vom Schatten des Vaters nie gänzlich befreien wird. Burnsides Memoiren strotzen vor düsteren Abgründen genauso wie vor erzählerischer Wucht, doch die Präzision seiner Analysen und das sprachliche Feingefühl blühen hell wie Phönix.

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