"Mehr Licht!"

…verlangte Goethe auf dem Totenbett. Mando Diao streben mit Werk Nummer vier – „Never seen the light of day” – Ähnliches an. Ein gar nicht pompöses Album, verspielt, experimentell und nicht als Neuauflage abzutun. Viele neue Einflüsse werden stilsicher umgesetzt. Die Rotzlöffel aus Schweden werden erwachsen. Oder ist das gar der Zenit?

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Die Herren Rockstars haben sich in letzter Zeit wohl vermehrt auf das Arbeiten konzentriert. Gitarrist Björn Dixgard ist solo in Europa unterwegs (Ende November in Österreich), die neue Platte steht druckfrisch in den Läden und kann kleinlaut anmerken, dass sie wohl mit das Beste an Gitarren-Pop ist, was die im Wandel begriffene Musik-Industrie heuer so ausspuckte. „Never seen the light of day“ hat einen wunderbaren Spannungsbogen. Den Einstieg erleichtert ein klassischer Mando Diao-Gassenhauer mit Streichersätzen und klarem Ablauf, eingänglichem Refrain und was zu den Schweden eben passt. Der erste Funke springt bei „I don´t care what the people say“ über; eine psychedelische Parabel, die locker aus der Feder von Jarvis Cocker oder Oasis stammen könnte. In Flammen stehe ich bereits bei „Macadam Cowboy“, einem zerbrechlichen Etwas, das in dem Moment explodiert, als es endgültig in sich zusammenzubrechen droht. Als das Intro von „One blood“ anläuft, schaut ein Mitbewohner ins Zimmer, will wissen, ob das „die letzte Interpol?“ sei. Und die Nachbarn klopfen gegen die Wand, als ich es zum dritten Mal hintereinander – mittlerweile headbangend – bei voller Lautstärke höre. Eine rohe Straßenhymne, ohne Vorwarnung ins Leben geworfen, die in jedem Stadion Englands gegrölt werden wird. Seit „What became of the Likely Lads“ der Libertines das Beste an Brit-Punk überhaupt. Die Band hat verstanden, dass das Format Album in einiger Zeit passé sein wird und hat mit „Never seen…“, neben dem Debüt „Bring ´em in“, einen zweiten Stein im Brett. Ergo: ein Lobgesang an das Format und ein Bekenntnis zum Rock´n´Roll. Abschließend bleibt mir nur ein Bückling. Mando Diao haben es bei aller Pose verdient, ganz oben mitzuspielen und bei diesem künstlerischen Output wird es auch noch einige Jahre so weitergehen.

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