Die erste „Müssen alle mit“ war vor einigen Jahren eine Offenbarung für den popaffinen Erstsemester-Studenten. Die Welt des Deutschpop tat sich auf. Die Tocotronic-Litanei konnte man auf jeder WG-Party textsicher mitgröhlen. Die Sterne und Blumfeld waren aufgearbeitet. Doch mit der flächendeckenden Veröffentlichung des Samplers erlaubte das Schmuckkästchen-Label Tapete einen Blick in sein Allerheiligstes. Es schlugen […]
Die erste „Müssen alle mit“ war vor einigen Jahren eine Offenbarung für den popaffinen Erstsemester-Studenten. Die Welt des Deutschpop tat sich auf. Die Tocotronic-Litanei konnte man auf jeder WG-Party textsicher mitgröhlen. Die Sterne und Blumfeld waren aufgearbeitet. Doch mit der flächendeckenden Veröffentlichung des Samplers erlaubte das Schmuckkästchen-Label Tapete einen Blick in sein Allerheiligstes. Es schlugen völlig unbekannte Bomben in die beinahe jungfräulichen germanistischen und kunsthistorischen Ohren ein: Tele, Erdmöbel und Bernd Begemann waren plötzlich Thema an den Kurs-Stammtischen, stolz wurde ein Mixtape in die burgundrote Umhängetasche der hübschen Klugscheißerin aus der Fachschaft geschmuggelt und die Plattenkiste war um ein oft verliehenes Highlight reicher. So eröffnete sich die scheinbar unerschöpfliche Welt des wirklich coolen deutschen Indie-Pop und man war stolz, den Geheimtipp als vermeintlich Erster entdeckt zu haben. Seit 2003 wird jeder Release der „Müssen alle Mit“-Reihe mit wehmütigen Blick in die Vergangenheit und traditionellem Prozedere gefeiert: Sampler werden gebrannt und billiger Rotwein getrunken. Heuer von der Partie: Die Speerspitzen aus dem Hamburger Dunstkreis um Wiebusch und von Lotzow und so spannende Neulinge wie 1000 Robota, Bratze, Schwefelgelb und Gysbert zu Knypshausen.