Neil Young und das Dokumentieren seines Schaffens. Nach dem großen und heiß erwarteten Debüt seiner offiziellen Archives-Serie, einem Mitschnitt eines Crazy-Horse-Konzerts aus dem Jahre 1970, ist diese Veröffentlichung wieder geeignet, dem Fan ein Fragezeichen auf die Stirn zu zeichnen. Wir kriegen eine CD mit den ursprünglichen Aufnahmen der Songs von „Living with War“, also ohne […]
Neil Young und das Dokumentieren seines Schaffens. Nach dem großen und heiß erwarteten Debüt seiner offiziellen Archives-Serie, einem Mitschnitt eines Crazy-Horse-Konzerts aus dem Jahre 1970, ist diese Veröffentlichung wieder geeignet, dem Fan ein Fragezeichen auf die Stirn zu zeichnen. Wir kriegen eine CD mit den ursprünglichen Aufnahmen der Songs von „Living with War“, also ohne jenen Chor, der den „politischen“ Aspekt des Albums so essenziell untermauerte, in noch ungeschliffenerem Mix. Das scheppert ordentlich. Die Notwendigkeit, diese Vorstudie von „Living with War“, welches seine Relevanz (Youngs größte oder subtilste Songs waren nicht drauf) aus der Unmittelbarkeit, mit der es in die Welt geknallt wurde, bezog, nun zugänglich zu machen, erschließt sich nicht.
Interessanter die DVD, mit der Entstehungsgeschichte von und die Idee hinter „Living with War“ dokumentiert werden, ein pralles Package. Aufnahmen davon, wie Young der Band die Songs beibringt, zeigen wie nah beim künstlerischen Prozess das Erhabene und das Banale beieinander liegen. Herzerfrischend der 100-köpfige Chor bei der Arbeit. Nicht schlecht die Liveversionen zweier Songs von Youngs 87er-Album „Life“, mit dem er sich nach seiner künstlerischen Bauchlandung Richtung „Freedom“ aufmachte. Schlicht unpackbar die Fernsehinterviews zum Thema von „Living with War“ – weg mit Bush! –, die zeigen wie US-Medien selbst hiesige Niedrigststandards noch unterbieten. Eine durchwachsene Angelegenheit.