Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt

Rosa von Praunheim lässt den Schwulen in den 1960ern keine Wahl und zeigt deren Ausweichen auf ungewöhnlichere Sexpraktiken und die Fixierung auf Sex als Auswirkung der gesellschaftlichen Ablehnung.

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Rosa von Praunheim porträtiert in seinem aus mehreren Gründen umstrittenen Film den jungen Daniel, der aus der Provinz kommend allerlei – hier irgendwie unvermeidbare – Stadien des Schwulseins durchlebt, ehe er in einer Männer-WG erstmals Ideen hört, die die Abwärtsbewegung stoppen könnten. Nicht ganz nachvollziehbar ist dabei – gerade aus heutiger Sicht – wie Praunheim zwar die Gesellschaft und ihre Ablehnung verantwortlich macht, den Schwulen selbst aber wenig Gestaltungsspielraum zugesteht und ihre Promiskuität, die Fixierung auf Sex oder auch den Hang zu härteren sexuellen Gangarten und Bahnshofstoiletten als unausweichliche Entwicklung darstellt. Das ist in diesem Ansatz nur historisch nachvollziehbar. Auf der DVD enthalten ist außerdem eine sehenswerte ARD-Sendung, die nach dem Film gesendet wurde, in der Fernsehmacher, Politiker, Praunheim und ein paar seiner Schauspieler und Freunde den Film und die Situation von Schwulen in Deutschland im Jahr 1969 diskutieren. Eindrucksvoll, in seiner Argumentation aber höchst unaktuell.

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