On Your Own Again

Trans Atlanticis – »On Your Own Again« ist nicht ganz das enorme Techno-Songwriter-Album geworden, dass es hätte sein können, beeindruckend klingt das aber allemal, und ja, auch supranational.

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Cubenx veröffentlicht erst seit vier Jahren Musik und hat sich in kürzester Zeit ein erschreckendes Arsenal an Skills antrainiert. An keiner Stelle von Cubenx’ Artist-Debüt – »The Cold Swells« war 2008 noch eine Singles-Compilation – hat man das Gefühl, das klingt jetzt nicht genau so wie es soll. Die Elemente, Stimmen und Spuren passen mikroskopisch genau ineinander, jeder kleine Übergang ist exakt abgemischt, jeder Sound wirkt wochenlang geprüft, geschärft und geschliffen. Was über all der Präzision etwas vergessen wurde, das sind die Songs selbst. Dabei ist es nicht etwa so, dass ein einziger schlechter Titel dabei wäre, für manche Hörer dürfte das Album nur zu wenig offensichtliche Anker und Angriffspunkte bieten. »Adrift At Sea« könnte so ein Fast-Hit sein, bei dem jedes Mal jemand zur DJ-Box kommt und nach dem Namen des Tracks fragt. »Sun Dried« ist eine Spur zu in sich gekehrt, um als echte Single durchzugehen, auch wenn sich die Melodie gefährlich tief ins Bewusstsein dreht. Sollte César Urbina allerdings demnächst eine Spur Aggressivität für sich entdecken, könnte das mit den großen Festivalbühnen tatsächlich etwas werden. Und oft landet Cubenx tatsächlich bei Songs, obwohl er ja eigentlich Minimal Techno gelernt hat. Er geht den umgekehrten Weg, macht keine Indie-Dance-Platte, sondern entdeckt von kühlen Sound-Architekturen ausgehend den Song und Gitarren wieder. Das erinnert dann immer wieder erstaunlich stark an eine Reihe von großen Verschränkern von Track und Song, sei das nun The Field, Walls, Dntel, Gui Boratto, M83, Pantha Du Prince, Emeralds oder Ada. Im Unterschied zu bloß tanzbarem Rock oder Techno mit Stimme geht es um gleichzeitige Repetition und Progression sowie eine Soundästhetik, die diese beiden Welten verbindet. Wer dabei an schnöden Crossover denkt, hat es offenbar geschafft, am letzten Album von Caribou vorbeigekommen zu sein. Cubenx fasst so ganz disparate Ansätze zusammen – drahtige, britische New Wave-Bässe treffen auf die digitale Soundwelten von Ghostly, Berliner Minimal, Hamburger Hafenhouse, schwedischen Dream Pop, kalifornische Sonne, kanadische Wolken, brasilianischen Regen, texanische Gitarren und globalisierten Pop. Cubenx gelingt so etwas wie supranationale elektronische Musik zu machen. Was für sich ja schon erstaunlich genug wäre.

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