Weitläufig, grün, felsig, salzig und ergreifend – die Musik dieses prominenten Trios schmiegt sich fast nahtlos an die Umrisse der titelgebenden, schottischen Orkney Inseln an.
The Magnetic North ist ein Projekt von Erland Cooper, Hannah Peel und dem ehemaligen The Verve- und Gorillaz-Gitarristen Simon Tong. Cooper, der auf der Inselgruppe vor Schottlands nordöstlicher Küste geboren wurde, und Tong kenn sich außerdem von Erland and the Carnival. Begonnen hat „Orkney“ jedenfalls fernab schroffer Insellandschaften in einem luxuriösen 5-Sterne Hotel mit Blick über den Hafen von Sydney. Tong spielte mit den Gorillaz drei Tage lang in Sydney. Nach den Shows zog er sich in sein Hotelzimmer für einen Remix zurück. Einige Monate später, so geht die Mär, wurde Cooper im Traum von Betty Corrigal heimgesucht. Corrigal erhängte sich mit 27 Jahren und wurde zu einer mythischen Figur der Orkneys. Sie spielt Cooper Musik vor und trägt ihm auf, ein Album über sie und Orkney aufzunehmen. Die Musik im Traum war Tongs Remix. Und selbst wenn die Geschichte total erlogen ist, von Erhängten zu träumen, ist doch erzählenswert.
Eingebettet in derartige Nord-Mystery überrascht es nicht, dass „Orkney“ unschwer in karge, weite Landschaften und zu bewölktem Himmel passen würde. Die sanfte Stimme erinnert an die frühen Belle and Sebastian. Deren Vorliebe für zarte Glockenklänge findet sich auch hier. „Orkney“ ist nicht sperrig, aber man sollte sich Zeit nehmen – das Album will entdeckt werden.
„Rackwick“ etwa ist auf epische Weise zart, mit leisen Untertönen einer 60er JAhre Nostalgie. Tongs reduzierte Keyboards umgarnen Cooper und Peel, deren Stimmen verschmelzen und sich nach einem verblassten Früher sehnen. Die Streicher klingen nach einem alten Hitchcock Film. Ganz bewusst, denn Tong schwärmt von „Vertigo“ und Bernard Herrmanns Klangintensität. Diesen Klang wollte er haben. Und „Orkney“ hat tatsächlich Soundtrack-Qualitäten, als wollten The Magnetic North „Heima“ von Sigur Ros ins Schottische übersetzen. Aber auch Coopers Liebe zum klassischen Folk findet Platz. In „Nethertons Teeth“ wird er zum umherstreifenden Wandersänger; Prädikat zeitlos. Musik ausgesetzt und eigenwillig wie die Orkneys selbst.