Der letzte Satz aus der Presseinfo zu diesem Album: "Grace/Wastelands" ist Peter Doherty." Eine Behauptung, die es nahelegt, sich diesem Album besser auf ganz unschuldige Art zu nähern: die zwölf Songs einfach anhören.
Weil das eine weitgehend schmerzfreie, Genuss bringende Angelegenheit ist. Aus dem Nebenraum meint ein geliebter Mensch (nicht verspießert, nicht unmusikalisch): "Was ist das? Der singt ja falsch!" Insgesamt scheint dieses Solodebüt des Libertines/Babyshambles -Frontmannes (Ende März wird er 30) aber dafür geeignet zu sein, um an das unbestritten große Talent des Pete Doherty zu erinnern, an seine Gabe für (britische) Alltagspoesie im Songformat. Die Drogen/Gefängnis/Entzugs – Kiste ist seine Sache (davon abgesehen, dass ihre Wahrnehmung den menschenverachtenden Zynismus der Medienwelt vorexerziert), und als Symbolfigur für unser aller Recht auf Rausch gibt es schlechtere Optionen. Das ist – anders als etwa Courtney Loves erschreckendes Soloalbum – kein Dokument einer Zerrüttung oder eines Menschen, der akut verloren geht.
Nicht umsonst beginnt »Lady Don’t Fall Backwards« mit der Zeile "Once upon a time", kein schlechtes Statement zur eigenen Medien – Märchenfigur, und wird es mit "The Sweet By And By" richtig burlesk (dieses Piano!). Mit Produzent Stephen Street und Graham Coxon hatte Doherty kompetente Verbündete, eine Barat/Doherty -Komposition gibt’s auch ("A Little Death Around The Eyes"). Spannende 40 Minuten voller leicht verhuscht – surreal anmutender Songs (gerockt wird nicht!), die knapp vor dem Zerfallen den Hörer bei der Stange halten. Nicht nur die erste Single "Last Of The English Roses" ist toll. Als singender, brüchiger Held, den man um seiner Songs willen gerne wahrnimmt, macht Doherty so auf jeden Fall Sinn. Weil eben "Grace/Wastelands" nicht Pete Doherty ist.
