Pornografie und Selbstmord

Nach „Totem und Tabu“ und „Geschlecht und Charakter“ liefert Nicolas Mahler uns etwa hundert Jahre nach diesen Klassikern ein neues Werk, das einen unerhörten Zusammenhang unterstellt: „Pornografie und Selbstmord“.

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Zu sagen dieser Zusammenhang ist vollkommen beliebig, trifft nicht ganz zu – immerhin stellt er sich in den Dissertationsplänen eines Gesprächspartners von Mahler als die selbstverständlichste Verbindung der Welt dar: Wenn es einem nicht erlaubt wird, über Selbstmord zu schreiben, dann schreibt man eben über Pornografie. Es ist im Grunde ein Methodenbuch, das uns zeigt, wie Mahler aus seiner Alltagsaufmerksamkeit schöpft. Wo immer Menschen sich zu wahnwitzigen Argumentationen, Rechtfertigungen und Schlussfolgerungen hinreißen lassen, Mahler steht oder sitzt hinter ihnen. In der Tramway, im Flugzeug, am Nebentisch. Es scheint sich um die Suche nach einem Hauch von Transzendenz zu handeln, der manchmal in der schlichten Absurdität einer geistesabwesenden Äußerung liegt. Immer wieder sind es auch die Szenen des eigenen Künstlerdaseins, die Mahler als „unbeteiligter Beteiligter“ beschreibt. Das wunderbare am Ruhm von Comiczeichnern ist letztlich seine Zweifelhaftigkeit: Schwach besuchte Konferenzen mit skurrilem Zwischenprogramm und Ausstellungen, die ihre Zielgruppe komplett verfehlen, stehen an der Tagesordnung. Das Leben hört einfach nicht auf, fragwürdig zu sein.

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