Grandioses Spätwerk des großen „alten Manns mit Gitarre“ und seiner nach gut einem Jahrzehnt vehement reaktivierten Lieblingsbegleitband.
In Jim Jarmuschs Film „Year Of The Horse“ gibt Neil Young, im November 2012 67 Jahre alt geworden, zu Protokoll, dass, würde es nach ihm gehen, nicht Neil Young & Crazy Horse das Wording wäre, sondern schlicht Crazy Horse. Kokett vielleicht – in Youngs Karriere geht schon seit Jahrzehnten kaum etwas nicht nach ihm – aber signifikant. Crazy Horse sind seine Band. Nach den unlängst erfolgten gemeinsamen Neudeutungen von Traditionals auf „Americana“, ihrem ersten gemeinsamen Album seit „Greendale“ (2003, ohne Gitarrist Frank „Poncho“ Sampedro eingespielt) die nicht wenige bewundernd zu den wiederholten Beweisen Youngs erratischen Genies zählen, nun acht neue eigene Songs (mit zwei Mixes des Titelstücks).
Und das ist, mit Verlaub, der real deal. Crazy Hose – Talbot, Molina und Sampedro – rumpeln und stampfen, wie nur sie das können und geben Young den Raum und die Basis für seine E-Gitarrenexkurse auf der ewigen Suche nach dem Ton, den es nicht gibt (Opener „Driftin Back´ nimmt sich dafür fast 28 Minuten Zeit), aber auch für sein bestes, zu Herzen gehendes zartes Lied seit langem, „For The Love Of Man“.
Youngs erstaunliche Biographie „Waging Heavy Peace“ mit ihrer sprachlichen Ungekünsteltheit und inhaltlichen Offenheit korrespondiert hier mit den Lyrics, er scheißt sich einfach nichts mehr, dieser glorreiche alte Hippie in seiner Wald-Kirche, singt es, wie es ihn ankommt, und das ist nicht nur bei „Ramada Inn“ und „Walk Like A Giant“ einfach nur groß, groß, groß. Berührt dabei – parallel zur Biographie – das Scheitern des weltverbessernden Idealismus seiner Generation und ihr weitgehendes Aufgehen im enthemmten Turbokapitalismus und den ihn ermöglichenden/ begleitenden Wertekonservativismus. Wenn er mit Crazy Horse in „Walk Like A Giant“ singt „and it breaks my heart – to think about how close we came“ ist das nicht nur tatsächlich herzzerfetzend, sondern auch eine Hookline für die Generation EPU, die sich in ihren Einmenschenbüros da draußen nur als die eigenen Sklaven fühlen. Eine schönste und beste Musik des Planeten.