Queen Of Noise

Bier Royal

Eine Grande Dame des Punk veröffentlicht dieser Tage ihr Solodebüt auf dem Label von Clara Luzia. Es nimmt dem Begriff „Alterswerk“ seinen schalen Beigeschmack.

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Bettina Köster hat sich ihren Ruf in den späten 70ern erspielt. Ihre erste Band Mania D. bekam von der Radiolegende John Peel den Titel „Single des Jahres“ verliehen und die Band selbst wurde zu den „Queens Of Noise“ gekürt. Gemeinsam mit Gudrun Gut war sie kurz darauf treibende Kraft bei Malaria!, die Dark Wave, Free Jazz und Art School destillierten. Jene Malaria!, von denen sich die Chicks On Speed weit mehr als nur den Track „Kaltes Klares Wasser“ geliehen haben (natürlich nur mit den besten Absichten). Bei dieser Vergangenheit ist es nicht weiter verwunderlich, dass den Grundstock von Bettina Kösters Solodebüt immer noch die frühen 80er dominieren. „Queen Of Noise“ ist insofern auch ein schlüssiger Albumtitel. Wenn punkige Wave-Nostalgie aber schon alles wäre, was dieses Album zu bieten hätte, wäre es selbst am Höhepunkt des Postpunk-Revivals medial abgefrühstückt und unverdaut wieder ausgespuckt worden.

Stattdessen wird – neben einigen schnellen Stücken, mit sehr trockenem Bass, sehr trockenen Drums und viel dramaturgisch geschichtetem Lärm – auf „Queen Of Noise“ auch vorsichtig gesungen, mal Velvet Underground (Femme Fatale“) und die Beatles („Helter Skelter“) neu verdrahtet, es werden Piano-Sounds versprüht oder Ambient-Flächen ausgelegt. Trotz einer mehrere Jahre dauernden Pause von der Musik weiß die 50-jährige Bettina Köster, wie man Tracks verdichtet und arrangiert, ohne sich auf lang erprobte Schemen von Strophe, Refrain und Coda zu verlassen. Durch das Album steuert vor allem die fortgeschrittene Sprechstimme von Köster, die mit breitem deutschen Akzent an eine andere große kühle Deutsche, nämlich Nico, erinnert. Darunter brodelt die Musik, reibt sich an der körnigen, aber entschlossenen Eleganz von Kösters Stimme. Damit gehört „Queen Of Noise“ zu diesen seltenen Alterswerken, die nicht in bürgerliche Kunstsinnigkeit abdriften und noch einmal die Stimmigkeit eines künstlerischen Ansatzes (hier: Art Punk) vorführen. Mark Stewart gelang letztes Jahr vergleichbares, auch Alec Empires Album „The Golden Foretaste Of Heaven“ (ebenfalls 2008) war ähnlich differenziert, kühl und dennoch emotional.

Es gäbe noch eine Vielzahl biografischer Details und Besonderheiten anzuführen, die scheinbar in diesem Album durchleuchten; Jahre in New York, teilweise als Marktanalystin an der Wall Street, eine Filmdokumentation über Burma, eine Konzert im Studio 54 mit Nina Hagen, die Leitung von Fräulein Studios in Italien.

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