Zuckersüß und zuckersanft: Lights‘ "Siberia" will Elektro, Pop, HipHop und Dubstep kombinieren, hat sich aber etwas zu viel vorgenommen.
Die 25jährige Deutsch-Kanadierin Lights Poxleitner hat einen Juno Award als "New Artist of the Year 2009" in der Tasche, und veröffentlicht mit "Siberia" ihr zweites Studioalbum auch hierzulande. In ihrer kanadischen Heimat hat das Album inzwischen Goldstatus erreicht. "Siberia" – weil es in Kanada wohl nicht eisig und einsam genug ist und – so Poxleitner selbst – man selbst an einem Ort wie Sibirien glücklich sein kann.
Die Platte ist rauer als der Vorgänger "The Listening" aus 2009. Nicht so rau wie sibirische Kälte – das wäre alleine aufgrund der lieblich dümpelnden Stimme von Poxleitner kaum möglich – aber viel härter als der Bubblegumpop des Vorgängers. Zum Elektropop kommt noch ein ordentlicher Schuss Elektro und harte LoFi-Beats, Hip-Hop Einschläge und Gastvocals von Rapper Shad. Ein bisschen konservig klingt es freilich, wenn Lights mit ihrer quietschfidelen Stimme über harten Synths singt. Dubstep-Einsprengsel machen das nur erträglicher. Zwischen einigen öden Synthpop-Nummern verstecken sich trotzdem ein paar Schätze. "Suspension" funktioniert beim Chorus als Elektropop-Stomper à la Ladytron recht gut, wie auch die Single "Toes", das süße "Heavy Rope" oder der Katie-Melua-Verschnitt "Cactus in the Valley". Hier glaubt man Lights Poxleitner, dass sie das was sie tut wirklich ernst meint. "If my yesterday is a disgrace, tell me that you still recall my name. And wipe the mark of madness from my face, show me that your love will never change."
Wenn Lights sanft seufzt, wird man fast ein wenig versöhnlich gestimmt gegenüber dem restlichen Album. Die neunminütige Synthesizer-Orgie am Schluss gemeinsam mit Holy Fuck ist für ein insgesamt eher maues Album dann aber fast ein wenig zu episch angelegt.