Spark Seeker

Unerträglich öde Lebensbewältigungsanleitungen, die beherzt und naiv über konturlosem Rap-Rock-Reggae-Pop-Mist dargebracht werden.

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Ein rappender chassidischer Jude mit der dazugehörigen Kluft und Haar- und Barttracht ist etwas, das schnell mal gesteigerte Aufmerksamkeit erregt. Davon auszugehen, dass es sich dabei um eine Masche gehandelt hat, wäre aber unnötig zynisch. Nun, Bart und Beikeles sind ab. Beim vorliegenden Album präsentiert sich Matisyahu nicht mehr als primär religiös motivierter Musiker. Er lässt im Nachhinein das bisherige Schaffen zwar nicht mehr ganz koscher erscheinen, aber die ergooglebaren Lebensstationen von Matisyahu, die einen (wenn sie denn stimmen) Weg von weltlichem Elternhaus über Hippietum zu Hip Hop und Thorastudium beinhalten, lassen darauf schliessen, dass man es mit beständiger künstlerisch verarbeiteter Sinnsuche zu tun hat, und dass da jemand tatsächlich das tut was er liebt und lebt.

Spirituell durchströmt und voller mit religiös anmutender Inbrunst vorgetragener gutgemeinter Ezzes ist Matisyahus Musik aber immer noch. Wer beim gelangweilten Durchzappen durch die nach hinten gereihten Special Interest-Kanäle seiner Satellitensenderliste auf diversen modernen Christensendern landet und abgestossen-fasziniert kurz bei christlichem Metal, Rock, Rap oder Pop landet, ist mit demselben Gestus und dem gleichen Vokabular konfrontiert – und damit, dass in solchen Zusammenhängen flach prinzipiell als deep und simpel als „klare Botschaft“ gesehen und gelesen wird. Da ist das Leben ein ständiger Kampf den man mit Willensstärke und festem Glauben an sich selbst führen muss und überall sind Kreuzungen die einem große Entscheidungen abverlangen. Und wir kommen auch ständig zu bedeutenden neuen Erkenntnissen. Auch wenn es alle paar Jahre andere sein mögen.

Reden wir Tacheles: Das ist gruselig. Man muss zwar schon ein ziemlicher Schmock sein wenn man behauptet, man wisse, ob es sich bei diesem Schmonzes um Chuzpe oder ehrliche Naivität handelt, aber auch die dazugehörige – ebenfalls an die Musiksendungen von Christenkanälen gemahnende – profillose Poprockrapsauce ist alles andere als inspiriert und gibt diesem sonischen „Wie man leben soll“-kurs endgültig den Rest.

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