Stones And Woods

Introvertierte Electronica der alten Schule. Nicht zu sehr an Druck, neuesten Tricks oder Trends interessiert, kunstvoll ausgeführt.

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Mit Veröffentlichungen von Addison Groove, Phon.O, Cosmin TRG, Marcel Dettman oder Doc Daneeka ist 50 Weapons ein Label auf dem schon einiges an Dancefloorfutter rausgekommen ist. Anstams zweites Album ist – obwohl großteils instrumental gehalten – eher am klassischen Albumformat orientiert. Es gibt Tanzstücke, Listeningstücke, Sentimental-Stimmungsvolles und Fordernd-Experimentelles. Alles ausgeführt mit einem Gestus und einer Ästhetik, die an die Anfänge von Electronica in den 90ern erinnert. Von den düster-krachigen Grimedekonstruktionen des Vorgängeralbums hat sich der Deutsche abgewandt. Das vorliegende Album wirkt eher desinteressiert an aktuellen Moden oder Trends.

Nach eigener Aussage war er schon immer mehr am Komponieren interessiert als am Spielen mit Knöpfen. Dieser „klassisch-musikalische“ Zugang kann in der Elektronik mitunter mächtig ins Auge gehen – wie man immer wieder hören kann, wenn etwa gestandene Jazzer auf einmal die Elektronik für sich entdecken und einfach das machen was sie immer machen, aber unter Zuhilfenahme des erstbesten cheesy Preset-Sounds, der ihnen auf ihren neuen Maschinen untergekommen ist.

Anstam dürfte doch ein wenig mehr Zeit in sein Sounddesign stecken; soviel Zeit, dass man beim Hören nicht draufkäme, dass sein pragmatischer Zugang zum Computer als Orchester-Ersatz auch bedeutet, dass kein einziges analoges Hardware-Gerät zum Einsatz gekommen sein soll. Der Sound kommt nämlich alles andere als kühl, leblos oder schneidend-digital daher. Den „toten“ elektronischen Sounds Leben und Dynamik ausserhalb technoider Patterns einzuhauchen und sie damit in die Nähe akustischer Instrumente zu bringen, ist auch das erklärte Ziel von Anstam. Im Rahmen seiner freiwillig eingeschränkten Möglichkeiten hat er da auch sehr viel erreicht.

Der Sound ist nicht allzu klinisch-klar ausdefiniert, die Tracks sind auch nicht zum Ziegel komprimiert dick wie das Gros neuer Elektronikproduktionen, eher von verspulter oldschooliger Electronicazurückgelehntheit. Plinker-Plonker-Percussions, mumpfig-dicke Bässe, technoromantische Pad-Sounds, alles eher introvertiert als nach Aufmerksamkeit schreiend. Nett.

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