Stoß im Himmel

Antifumische Kurzweile zum laut Auflachen in der U-Bahn

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Sommerloch. Sendepause. Dirk Stermann, Österreichs vielleicht beliebteste ausgedeutschte ORF-Bekanntheit fährt mit der U4, den Gratiszeitungen und den ganz normal komischen Wiener Menschen durch die Hundstage. Wortspiele und die Gewissheit, dass etwas passieren wird, schwirren wie Gelsen in der stehenden Sommerluft. Stermanns Schreibdrang entwickelt eine kolumnenhaft persönliche Schilderung. Unter seinem kabarettistischen Blick wächst eine skurril-lustig und skurril-tragische Geschichte über Menschen, die dem Erzähler während der Sommertage ans Herz wachsen. Stermann wird zum Meister humoristischer Charakterisierungen, der Leser zum Freund von Rudi mit dem Herz aus Butter, von Rosa, dem französischem Wirbelwind, von Gözde, dem transsexuellem Naschmarktstandler, von Ulysse, dem französischem Sozialistensuperman, und der ganzen Schar. Ein starkes Stück schwarzer Humor zerfließt im Laufe in ein trauriges sensibles Element of Crime Lied, über dem schwarzer Zigarettenrauch lastet. Die Tabaksucht hat sowohl Rudis Oma als auch seine Schwester in die Knie gezwungen. Von den beiden selbstironischen Kämpfernaturen in den letzten Atemzügen des Lungenkrebses, erfährt man nur mittels rührenden Briefen und aus früheren Erzählungen. Über den friedlichen Rudi bricht das traurige Zerbröckeln seiner Familiengeschichte herein. Zu allem Überfluss wird er durch einen dummen Zufall Zielscheibe einer Integrationsdebatte. Angelehnt an einen Vorfall in Deutschland im Jahr 2010 skizziert der Kabarettist hier die Rolle der mächtigen Medien, die eine Lappalie zum Skandal hochkochen, weil es gerade so gut zur islamfeindlichen Stimmung passt.

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