Sun

Selbst wenn die große Cat Power wieder enttäuscht, ist das hörbarer als 98% aller Releases. Nur ist das kein Grund nicht die restlichen 2% zu hören.

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Man vergisst es fast, vor vier Jahren kam „Jukebox“ raus und fiel durch. Cat Power, die selbstgelernte Songwriting-Koryphäe, Model obendrein, hatte doch noch wenige Jahre zuvor Melodien geschrieben, die für immer im großen Liederbuch der unabhängigen USA stehen werden. Zudem hatte sie ein paar der üblichen Codes von Pop, Rock und HipHop unterwandert. Feist und Bat For Lashes und Charlotte Gainsbourg und Amanda Palmer und St. Vincent und weiß Gott wem hat sie das Leben erleichtert. Auch vor Cat Power gab es wichtige Songwriterinnen, weibliche Pioniere, Cat Power steht am Anfang des Booms dieser Einzelkämpferinnen mit Gitarre und nebeliger Stimme, der mit den Nuller Jahren einsetzte. Ungefähr zum selben Zeitpunkt als sie „Good Woman“, „Sea Of Love“, „The Greatest“ oder „Lived In Bars“ schrieb.

So sind die neuen Songs nicht. Mal stottert Cat Power mit Autotune herum, die schmissigen Santana Gitarren auf „Ruin“ sind schwer nachvollziehbar, das Sample im Titelsong „Sun“ fühlt sich allein gelassen. Dem kann man sicher mit etwas Ausdauer und einigen Durchläufen beikommen. Nur, man muss nicht. Immer wieder wurde dieses Album verschoben, es klingt ein wenig zerfahren, auf der Suche nach einem neuen Selbst, mit Kurzhaarschnitt, zu oft neu gemischt, umgeschrieben und verworfen. Wenn Songs zu lange umgebaut werden, purzelt nur in den seltensten Fällen ein Monster wie Radioheads „Paranoid Android“ heraus (das legendär qualvoll entstanden ist). Am Albumcover ist der Glanz buchstäblich verschwunden, was hatte das Cover von „The Greatest“ dagegen noch Witz. Kurz vor Schluß ist, wirkt „Nothing But Time“ wie ein letztes Aufbäumen, Cat Powers Stimme klingt gelöst, hoffnungsvoll, selbstsicher, wie sonst fast nur noch auf „Manhattan“, aber selbst hier zögern elf Minuten Auf- und Abschwellen den raren Höhepunkt gar arg in die Länge.

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