»Tage der Toten« ist knallharte gesellschaftspolitische Literatur, eine Position, wenn man so will.
Winslow surft nämlich auf der »Iran-Contra-Affäre«, einem politischen Skandal in den 80er Jahren unter US-Präsident Ronald Reagan. Damals wurden an den Iran illegal Waffen verkauft und mit dem Geld der Bürgerkrieg in Nicaragua unterstützt und beeinflusst. Der Autor erdachte sich hierfür den US-Drogenfahnder Art Keller, den er in Mexiko einsetzt, um ihn gegen die Drogenkartelle ankämpfen zu lassen. Je mehr Keller aber den Mächtigen auf die Pelle rückt, desto mehr sieht er, dass die US-Regierung den Drogenhandel unterstützt, solange sie daraus profitiert. Winslow denkt sich das in gesetzlose Räume, hält den Leser sehr nahe bei sich, indem er die Emotionen achtsam einsetzt und genau schaut, in welche unverheilte Wunde er Salz streuen muss, damit sein Thriller auf der Achterbahn-Talfahrt schön in Schuss bleibt. Dazu muss man sagen, dass in Amerika das Genre Thriller, verbunden mit einem brillanten Storytelling, mittlerweile als Synonym für »ungeschönte, sozialkritische Romane« steht. Seitenstark, einem ausschweifenden Epos ähnlich, marschieren jeder Satz und jeder Gedanke gegen den Abgrund.